Punktlandung ist Pflicht
23.03.2023
Die besten Infos im Unternehmen gibt es bekanntlich in der Teeküche. Dort erzählt uns Projektmanager Kassem Chaou, was seine Arbeit ausmacht.
Mein typischer Arbeitstag beginnt mit einer Besprechung. Mit dabei sind Kolleginnen und Kollegen aus ganz unterschiedlichen Bereichen: Controlling, Technische Planung, Personal oder Steuern. Schon diese Mischung zeigt, wie komplex das Projektmanagement bei Dürr ist. Wir planen und bauen Lackierereien für Autohersteller in aller Welt.
Das lassen sich unsere Kunden etwas kosten. Der Auftragswert liegt in der Regel zwischen 20 und 200 Millionen Euro. Da darf nichts schiefgehen. Tonnen von Stahl, Kilometer von Kabeln, Roboter, Schaltschränke und vieles mehr müssen zum richtigen Augenblick vor Ort sein. Letztlich bin ich dafür verantwortlich, dass jeder Arbeitsschritt wie geplant starten kann. Dafür braucht es funktionierende Lieferketten. Seit 2020 ist das eine immer größere Herausforderung. Bislang hat aber alles geklappt.
Ehrgeizige Deadlines
Termintreue ist unseren Kunden sehr wichtig. Schon bei Vertragsunterzeichnung steht der Stichtag fest, an dem die Anlage in Betrieb gehen wird. Auf diesen Tag arbeiten wir im Projektteam über Monate hin, oft sogar Jahre. Nie vergessen werde ich den Auftrag des vietnamesischen Autoherstellers Vinfast, der 2018 seine erste Fabrik errichtete. Wir sollten die Lackiererei bauen. Normalerweise dauert so ein Vorhaben zwischen 16 und 18 Monate. Der Kunde gab uns 12. Ziemlich sportlich.
Wir haben mit einem internationalen Team Zulieferer gesucht, in der Hotellobby in Haiphong Vorstellungsgespräche geführt und abends in der Bar bis spät in die Nacht geplant. Ein Teufelsritt. Manche haben gesagt, dass wir das nicht schaffen. Aber wir haben nie die Zuversicht verloren und tatsächlich machten wir eine Punktlandung. Am festgesetzten Tag konnte die Produktion starten.
Projektmanager brauchen technisches Verständnis. Aber auch diplomatisches Geschick und Einfühlungsvermögen. Manche Kunden haben besondere Wünsche, die nicht im Vertrag stehen. Dann muss ich ihnen mit Fingerspitzengefühl beibringen, dass der Auftrag teurer wird. Die Wirtschaftlichkeit eines Projekts darf ich nie aus dem Blick verlieren.
Es ist normal bei Dürr, dass junge Projektmanager schon früh eine verantwortungsvolle Aufgabe erhalten.
Kassem Chaou, Projektmanager bei Dürr
Weltweit unterwegs
Es ist normal bei Dürr, dass junge Projektmanager schon früh eine verantwortungsvolle Aufgabe erhalten. Als ich hier vor 20 Jahren als Diplom-Betriebswirt angefangen habe, saß ich sechs Wochen später im Flieger nach Alabama. In dem US-Bundesstaat wollte Hyundai sein erstes großes Auslandswerk bauen. Die Lackiererei sollte von Dürr kommen. Drei Jahre bin ich als Teil eines Teams dort geblieben. Gleich im Anschluss ging es nach Korea. Indien, Brasilien und China waren weitere Stationen.
Heute bin ich Senior Project Manager. Das ist ein Job im mittleren Management mit guten Entwicklungschancen. Im Ausland bin ich derzeit aber nicht. Im Gegenteil. Ich betreue den Bau einer neuen Lackieranlage bei Audi in Neckarsulm − das ist nur eine halbe Autostunde von unserem Firmensitz in Bietigheim entfernt. Eher untypisch für meinen Job.
Kassem Chaou
Seit 2003 ist der 48-Jährige bei Dürr im Projektmanagement tätig. Wenn neue Lackierereien geplant und gebaut werden, behält er den Überblick. Aufträge in Millionenhöhe, straffe Zeitpläne und Engpässe in der Lieferkette bringen ihn nicht so schnell aus der Ruhe.