Bietigheim-Bissingen, 4. August 2022 – Der Dürr-Konzern hebt seine Prognose für den Auftragseingang im Jahr 2022 deutlich an und erwartet nun 4.400 bis bis 4.700 Mio. €. Bisher hatte der Maschinen- und Anlagenbauer 4.100 bis 4.400 Mio. € angepeilt. Die Anhebung erfolgt nach einem starken ersten Halbjahr, in dem der Auftragseingang um 23,6 % auf 2.609,4 Mio. € stieg. Auch in der zweiten Jahreshälfte rechnet das im MDax notierte Unternehmen mit einer hohen Nachfrage. Der Umsatz verbesserte sich im ersten Halbjahr ebenfalls deutlich auf 1.954,6 Mio. €. (+19,7 %). Dies resultierte vor allem aus einer Beschleunigung im zweiten Quartal, in dem die Erlöse trotz Lieferkettenproblemen und der Lockdowns in China auf 1.048,9 Mio. € wuchsen und den höchsten Wert seit Beginn der Corona-Pandemie erreichten. Das EBIT vor Sondereffekten stieg im ersten Halbjahr um 7,8 % auf 85,0 Mio. €, obwohl es von hohen Materialkosten, Einbußen infolge der Lockdowns in China und Aufwendungen für das Optimierungsprogramm OneDürrGroup belastet wurde. Die EBIT-Marge vor Sondereffekten betrug 4,3 %, im weiteren Jahresverlauf soll sie zulegen und die Zielspanne von 5,0 bis 6,5 % erreichen. Nach Steuern stieg das Ergebnis im ersten Halbjahr um über ein Drittel auf 42,5 Mio. €. Dr. Jochen Weyrauch, Vorstandsvorsitzender der Dürr AG: „Wir sind beim Auftragseingang auf Rekordkurs. Für das zweite Halbjahr zeichnet sich eine Fortsetzung der guten Nachfrage ab. Im Automotive-Geschäft stehen große Auftragsvergaben an. Bei HOMAG, in der Umwelttechnik und im Automatisierungsgeschäft sind neue Bestellrekorde in Reichweite.“
Der hohe Auftragseingang im ersten Halbjahr wurde von allen fünf Divisions des Dürr-Konzerns getragen. Das höchste Plus verzeichnete das Anlagenbaugeschäft von Paint and Final Assembly Systems mit 32,2 %. Dort konnten umfangreiche Bestellungen für E-Mobility-Produktionstechnik und zwei Großprojekte für die im Vorjahr erworbenen Automatisierungsunternehmen Teamtechnik und Hekuma gebucht werden. Teamtechnik erhielt im Zuge der Energiewende in Europa den bisher größten Auftrag im Bereich Produktionsanlagen für Solarmodule. Auch der auf Holzbearbeitungsmaschinen spezialisierte Teilkonzern HOMAG konnte den Auftragseingang trotz des immens hohen Vorjahreswertes um 18,2 % steigern. Dazu trugen unter anderem hohe Bestellungen aus Nordamerika bei, wo stark in automatisierte Produktionsanlagen für nachhaltige Holzhäuser investiert wurde.
Auch der Umsatzanstieg im ersten Halbjahr resultierte aus Zuwächsen in allen Divisions. Die starke Umsatzrealisierung im zweiten Quartal gelang, obwohl die Lockdowns in China das Geschäft im April und Mai zusätzlich zu den ohnehin vorhandenen Lieferkettenproblemen beeinträchtigten. Nach Beendigung der Lockdowns legte der Dürr-Konzern den Hebel in China schnell um und erzielte dort bereits im Juni wieder sehr hohe Umsätze. Der weltweite Service-Umsatz stieg um 10,0 % auf 559,6 Mio. €, obwohl in China während der Lockdowns weniger Ersatzteile bestellt wurden. Für das Gesamtjahr erwartet der Dürr-Konzern einen neuen Umsatzrekord im Service.
Auch im Ergebnis machten sich – neben den hohen Materialkosten – die Lockdown-Maßnahmen in China bemerkbar. Sie bewirkten im zweiten Quartal eine partielle Unterauslastung und ließen die Ergebnisbeiträge aus dem Ersatzteilgeschäft vorübergehend sinken. Daher verringerte sich die EBIT-Marge vor Sondereffekten im zweiten Quartal auf 3,9 %. Für das zweite Halbjahr wird eine spürbare Margenerholung erwartet. Bereits im Juni zeigte sich im Zuge des Wiederanlaufens der chinesischen Wirtschaft ein positiver Ergebnistrend.
Das im ersten Halbjahr um 33,9 % gestiegene Ergebnis nach Steuern profitierte von geringeren Zinsaufwendungen. Die Investitionen wurden um 38,5 % auf 60,9 Mio. € erhöht. Den Schwerpunkt bildete das Investitionsprogramm bei HOMAG, das den Neu- und Umbau mehrerer Standorte umfasst.
Der Free Cashflow war mit 7,9 Mio. € positiv, aber niedriger als im Vorjahreszeitraum (72,8 Mio. €). Maßgeblich dafür war neben den höheren Investitionen eine zunehmende Mittelbindung infolge des Umsatzanstiegs. Hinzu kam eine Anhebung der Vorräte angesichts des hohen Auftragsbestands und der fragilen Lieferketten. Finanzvorstand Dietmar Heinrich: „Wir legen weiterhin besonderes Augenmerk auf den Cashflow. Die Erhöhung der Vorräte reflektiert die Geschäftsausweitung und trägt zur Absicherung unserer Lieferfähigkeit bei. Bis zum Jahresende wird es aus heutiger Sicht nur noch einen moderaten weiteren Net-Working-Capital-Aufbau geben, zumal wir weiterhin hohe Anzahlungen und Projektzahlungen vereinnahmen.“ Die Nettofinanzverschuldung fiel zur Jahresmitte mit 116,2 Mio. € moderat aus und lag auf dem Vorjahresniveau.
Die Zahl der Beschäftigten erhöhte sich seit Ende 2021 um 1,8 % beziehungsweise 324 Personen auf 18.126. Der Großteil des Zuwachses entfiel auf den wachstumsstarken Teilkonzern HOMAG, der seinen Umsatz im Vergleich zum ersten Halbjahr 2021 um 20,8 % steigerte.
Ausblick
Der Geschäftsausblick für 2022 setzt voraus, dass sich die weltwirtschaftliche und geopolitische Situation nicht weiter verschlechtert, die Lage bei der Material- und Energieversorgung beherrschbar bleibt und neuerliche Corona-Lockdowns ausbleiben.
Der Dürr-Konzern ist mit einem Rekordauftragsbestand von 4.105,1 Mio. € in das zweite Halbjahr gestartet. Infolgedessen ist damit zu rechnen, dass sich der Umsatz im zweiten Halbjahr weiter beschleunigt und der Konzern das Jahresziel von 3.900 bis 4.200 Mio. € erreicht. Der Auftragseingang dürfte auf Basis des starken ersten Halbjahres stärker steigen als zu Jahresbeginn prognostiziert. Die Zielspanne für 2022 beträgt nun 4.400 bis 4.700 Mio. € (zuvor: 4.100 bis 4.400 Mio. €).
Die im Mai angepasste Ergebnisprognose für 2022 wird bestätigt. Trotz der weiterhin angespannten Lieferketten- und Materialkostensituation ist damit zu rechnen, dass die Margen nach dem verhaltenen zweiten Quartal im weiteren Jahresverlauf wieder zunehmen. Dazu wird unter anderem der Wegfall der Ergebnisbelastungen aus den Lockdowns in China beitragen. Vor diesem Hintergrund geht der Vorstand davon aus, dass die EBIT-Margenziele von 5,0 bis 6,5 % vor Sondereffekten und 4,4 bis 5,9 % nach Sondereffekten erreicht werden.
Der Free Cashflow soll wie geplant 50 bis 100 Mio. € erreichen. Dafür spricht die im zweiten Halbjahr geplante Ergebnisverbesserung. Überdies dürfte das Net Working Capital zum Jahresende 2022 aus heutiger Sicht nur noch in überschaubarem Maße weiter steigen.