Hinweis: Die im Folgenden dargestellten Geschäftszahlen beziehen sich auf den Gesamtkonzern einschließlich des zum Verkauf stehenden Umwelttechnikgeschäfts.
Bietigheim-Bissingen, 6. März 2025 — Der Dürr-Konzern hat im Jahr 2024 einen Rekordauftragseingang erzielt und dabei von hohen Investitionen der Automobilindustrie in hochautomatisierte und nachhaltige Lackiertechnik profitiert. Im Vorjahresvergleich wuchsen die Bestellungen um 11 % auf 5,14 Mrd. €. Auch der Umsatz erreichte mit 4,70 Mrd. € einen neuen Höchstwert. Der Free Cashflow überstieg mit 157 Mio. € zum fünften Mal in Folge die Schwelle von 100 Mio. €. Die EBIT-Marge vor Sondereffekten lag mit 5,5 % im oberen Bereich des Prognosekorridors (4,5 bis 6,0 %). Dr. Jochen Weyrauch, Vorstandsvorsitzender der Dürr AG: „Der Auftragsrekord unterstreicht unsere Resilienz in einem von Unsicherheit geprägten Konjunkturumfeld. Dabei hat sich unser strategischer Fokus auf Nachhaltigkeit und Automatisierung ausgezahlt. In der Lackiertechnik profitieren wir von einem robusten Modernisierungszyklus. Die Automobilindustrie ersetzt alte Lackierereien durch energiesparende Systeme mit umfassender Automatisierung, um effizient und klimafreundlich produzieren zu können.“ Für 2025 prognostiziert der Vorstand Zuwächse bei Umsatz und Marge. Die 2024 eingeleitete Konzentration auf das Kerngeschäft wird weiter vorangetrieben: „Wir schaffen eine fokussierte Konzernstruktur mit drei statt fünf Divisions: Automotive, Industrial Automation und Woodworking. Diese Geschäfte stärken wir durch kontinuierliche Optimierung und Investitionen, um profitabel zu wachsen.“
Der hohe Auftragseingang wurde vor allem von langlaufenden Großaufträgen der Automobilindustrie getragen. Das größte Projekt umfasst den Bau einer Lackiererei in Deutschland, die neue Standards beim Energieverbrauch setzen wird. Weitere Großaufträge kamen zum Beispiel aus Südeuropa, Amerika oder Südkorea. „In älteren Automobilwerken entfallen über 40 % des Energieverbrauchs auf die Lackierung. Die Hersteller investieren zunehmend in sparsame Technologien, um Kosten und Emissionen zu senken“, erklärt Dürr-Chef Weyrauch die Nachfrage nach energieeffizienten Technologien.
Im von der Konzerntochter HOMAG betriebenen Geschäft mit Maschinen für die Holzbearbeitung hielt die seit Ende 2022 währende Nachfrageschwäche an. Der Auftragseingang stabilisierte sich mit 1,36 Mrd. € auf dem Vorjahresniveau. HOMAG rechnet mit einer Marktbelebung im zweiten Halbjahr 2025 und kann mit reduzierten Kosten in den erwarteten Aufschwung starten. 2024 kürzte das Unternehmen wie angekündigt rund 600 Stellen, dies bringt Einsparungen von 50 Mio. €. In Deutschland erfolgte der Abbau auf freiwilliger Basis ohne betriebsbedingte Kündigungen.
Erster Großauftrag in der Batterieproduktionstechnik
Einen Wachstumsschub verzeichnete die Batterieproduktionstechnik. In diesem Zukunftsgeschäftsfeld stiegen die Bestellungen auf deutlich über 100 Mio. €, da Dürr in Italien erstmals einen Großauftrag über die Lieferung mehrerer Linien zur Elektrodenbeschichtung erhielt. In der Division Industrial Automation Systems ließ die ganzjährige Einbeziehung der 2023 erworbenen BBS Automation-Gruppe den Auftragseingang auf 671 Mio. € steigen. Allerdings bremste das langsame Wachstum der Elektromobilität die Nachfrage nach automatisierter Produktionstechnik.
Der Konzernumsatz stieg um 1,5 % auf 4,70 Mrd. €, obwohl HOMAG wegen des Auftragsrückgangs des Vorjahres über 200 Mio. € weniger beisteuerte. Das EBIT vor Sondereffekten erreichte 258 Mio. € und war 23 Mio. € niedriger als im Vorjahr. Dabei ist zu beachten, dass der Ergebnisbeitrag von HOMAG wegen des geringeren Umsatzes um 79 Mio. € sank. Der Großteil dieses Rückgangs wurde im Konzern durch gute Ertragsniveaus im Automotive-Geschäft, in der Umwelttechnik und im Service kompensiert. Das Ergebnis nach Steuern nahm dennoch um 7,3 % ab, da der Aufwand für Zinsen und Steuern zunahm.
Hohe Investitionen
Die Investitionen stiegen um 20 % und erreichten mit 189 Mio. € ein hohes Niveau. Einen Schwerpunkt bildete Deutschland mit einem Green Technology Center bei Schenck in Darmstadt, einem neuen Produktionsstandort für Benz Tooling in Gengenbach und Büromodernisierungen bei HOMAG in Schopfloch. In Polen erfolgte der Spatenstich für ein neues Werk für Holzbearbeitungsmaschinen. 2025 und 2026 sieht die Investitionsplanung unter anderem den Bau eines Technologiezentrums für die Roboterlackierung in Bietigheim-Bissingen vor.
Trotz der hohen Investitionen stieg der Free Cashflow auf 157 Mio. €. Er profitierte von einem Vorzieheffekt, da Ende 2024 Zahlungen im hohen zweistelligen Millionenbereich frühzeitig eingingen. Aufgrund des hohen Free Cashflows sank die Nettofinanzverschuldung auf 396 Mio. € und fiel damit wesentlich geringer aus als prognostiziert (500 bis 550 Mio. €). Finanzvorstand Dietmar Heinrich: „Unsere Bilanz ist grundsolide. Die flüssigen Mittel stehen in einem guten Verhältnis zu den Anzahlungen und Fälligkeiten. Die Kapitalbindung im operativen Geschäft ging deutlich zurück.“
Ende 2024 waren im Dürr-Konzern 19.894 Menschen beschäftigt, das sind 703 weniger als im Vorjahr (-3,4 %). Der Rückgang resultierte vor allem aus den Stellenkürzungen bei HOMAG und der Veräußerung des dänischen Befülltechnikunternehmens Agramkow mit rund 180 Beschäftigen. In Deutschland sind rund 9.200 Personen beschäftigt (46 % der Belegschaft).
Tiefgreifender Transformationsprozess
Seit Mitte 2024 läuft im Dürr-Konzern ein tiefgreifender Transformationsprozess. Ziel ist es, das Kerngeschäft zu stärken, die Konzernstruktur zu vereinfachen und sich noch konsequenter auf die Automatisierung als Leittechnologie zu konzentrieren. Auf dieser Basis soll der Konzern sein EBIT-Margenziel von mindestens 8 % vor Sondereffekten nachhaltig erreichen.
Der Verkauf von Agramkow mit rund 45 Mio. € Umsatz bildete den Auftakt dieser strategischen Fokussierung. Ein weiterer Schritt ist der geplante Verkauf des Umwelttechnikgeschäfts mit gut 400 Mio. € Umsatz und 1.300 Beschäftigten. Danach wird Dürr, wie angestrebt, über eine schlanke Struktur mit nur noch drei Divisions verfügen.
Teil der Neuausrichtung ist auch die Zusammenführung der im Automobilgeschäft aktiven Divisions Paint and Final Assembly Systems und Application Technology. Sie bilden seit Anfang 2025 die neue Division Automotive, die das Lackiertechnikgeschäft bündelt und auch die Endmontagetechnik umfasst. Automotive ist mit knapp 6.700 Beschäftigten und 2,1 Mrd. € Umsatz die größte Division. Von der Bündelung der Lackiertechnik unter dem Dach von Automotive verspricht sich der Weltmarktführer Dürr eine noch bessere Kundenbetreuung, eine integrierte Produktentwicklung und mehr Effizienz beim Bau schlüsselfertiger Lackierereien. Weitere Synergien will der Konzern durch die Integration der erworbenen Automatisierungsgesellschaften BBS Automation, Teamtechnik und Hekuma realisieren.
Ausblick
Der Ausblick für 2025 basiert auf aktuellen Prognosedaten zur Entwicklung der Weltwirtschaft und der Annahme, dass die Geopolitik den Welthandel nicht wesentlich belastet. Für 2025 erwartet der Vorstand im Gesamtkonzern einen Auftragseingang von 4,7 bis 5,2 Mrd. €. Beim Vorjahresvergleich ist zu berücksichtigen, dass der Auftragseingang für 2024 ein außergewöhnlich großes Projekt im Wert von knapp 0,5 Mrd. € enthielt. Der Umsatz soll 2025 auf 4,7 bis 5,0 Mrd. € steigen, was einem Plus von bis zu 6 % entspricht. Auch hier ist der gesamtwirtschaftliche Einfluss noch nicht vollständig absehbar.
Die EBIT-Marge vor Sondereffekten soll ebenfalls zunehmen; die Zielspanne reicht von 5,5 bis 6,5 %. Höhere Ergebnisbeiträge werden vor allem bei Industrial Automation und HOMAG erwartet. Auf dieser Basis soll das Ergebnis nach Steuern auf 120 bis 170 Mio. € steigen. Die Zielspanne für den Free Cashflow beträgt 0 bis 50 Mio. €. Dabei ist der Vorzieheffekt vom Jahresende 2024 zu beachten, als hohe Zahlungen frühzeitig eingingen.
Die Zahlen in dieser Meldung beziehen sich auf den Dürr-Konzern inklusive des zum Verkauf stehenden Umwelttechnikgeschäfts. Zusätzlich veröffentlicht die Dürr AG gemäß den International Financial Reporting Standards (IFRS) Zahlen für die fortgeführten Geschäftsbereiche ohne die Umwelttechnik. Diese Zahlen finden sich in der Tabelle auf Seite 7 dieser Meldung. Alle Zahlen für das Geschäftsjahr 2024 sind vorläufig und ungeprüft. Sie wurden noch nicht durch den Aufsichtsrat genehmigt. Der Geschäftsbericht 2024 mit den endgültigen Zahlen erscheint am 28. März 2025.