Bietigheim-Bissingen, 7. November 2024 – Der Dürr-Konzern steuert im laufenden Jahr auf einen Auftragseingang von rund 5 Mrd. € und damit auf das obere Ende seiner Zielspanne zu. Auch bei Umsatz und Marge ist der Maschinen- und Anlagenbauer auf Kurs, um die Jahresziele zu erreichen. Dank hoher Investitionen der Automobilindustrie in nachhaltige Lackiertechnik erreichte der Auftragseingang mit 1,2 Mrd. € auch im dritten Quartal ein gutes Niveau. Insgesamt gingen in den ersten neun Monaten bereits Bestellungen im Wert von 4,0 Mrd. € ein. Das entspricht einem Plus von 14,0 % im Vorjahresvergleich. Der Umsatz stieg um 4,3 % auf 3,4 Mrd. €, obwohl der Teilkonzern HOMAG wegen der schwachen Möbel- und Baukonjunktur wie erwartet Rückgänge verzeichnete. Zum Plus bei Auftragseingang und Umsatz im Konzern trug auch der Ende August 2023 erworbene Automatisierungsspezialist BBS Automation bei. Die EBIT-Marge vor Sondereffekten lag nach den ersten neun Monaten bei 5,2 % und damit in der Mitte des Jahreszielkorridors (4,5 bis 6,0 %). Der Free Cashflow nahm stark zu und erreichte mit 82 Mio. € ein sehr gutes Niveau. Dr. Jochen Weyrauch, Vorstandsvorsitzender der Dürr AG: „Aus heutiger Sicht werden wir alle Jahresziele trotz des herausfordernden Umfelds sicher erreichen. Wir profitieren von unserem strategischen Fokus auf nachhaltige Technologien, mit denen unsere Kunden klimaverträglich produzieren können. Die nachhaltige Transformation industrieller Prozesse führt insbesondere zu steigenden Modernisierungsinvestitionen.“
Den Schwerpunkt der hohen Investitionen in energieeffiziente Automobil-Lackiersysteme bildete Europa. „Häufig entfallen knapp 50 % des Energiebedarfs für den Automobilbau auf das Lackieren. Mit neuen Technologien ermöglichen wir deutliche Reduzierungen und einen kleineren ökologischen Fußabdruck“, sagte Dürr-Chef Weyrauch. In der Lackierroboter-Division Application Technology wuchs der Auftragseingang von Januar bis September um ein Viertel. Anfang 2025 wird Dürr die bisher getrennten Divisions Paint and Final Assembly Systems (Lackieranlagenbau) und Application Technology in der neuen Division Automotive bündeln. Davon verspricht sich der Weltmarktführer eine noch bessere Kundenbetreuung, eine integrierte Produktentwicklung und mehr Effizienz beim Bau schlüsselfertiger Lackierereien.
Bei HOMAG stieg der Auftragseingang um 6,5 %, nachdem er in den ersten neun Monaten 2023 um knapp ein Drittel eingebrochen war. Eine wirkliche Erholung im Geschäft mit Möbel- und Holzhausherstellern ist aber noch nicht spürbar. Die Umwelt- und Batterieproduktionstechnik (Clean Technology Systems) konnte den Auftragseingang des Vorjahres knapp bestätigen. Die Automatisierungstechnik (Industrial Automation Systems) legte durch die Einbeziehung der im vergangenen Jahr erworbenen BBS Automation stark zu.
Das Umsatzplus von 4,3 % resultierte aus Zuwächsen in vier von fünf Divisions und der Einbeziehung von BBS Automation. Dadurch konnte der Rückgang bei HOMAG (-13,7 %) infolge der Nachfrageschwäche des Vorjahres mehr als ausgeglichen werden. Das Service-Geschäft erreichte einen Umsatzanteil von 28,1 % und generierte überdurchschnittlich hohe Beiträge zum Bruttoergebnis.
Die EBIT-Marge vor Sondereffekten verbesserte sich von Quartal zu Quartal und lag nach den ersten neun Monaten bei 5,2 %. Mit Ausnahme von HOMAG, wo das Ergebnis aufgrund des Umsatzrückgangs um knapp zwei Drittel abnahm, erzielten alle Divisions Ertragszuwächse von mindestens 25 %. Ein sehr hohes Plus von 43,1 % erzielte Clean Technology Systems. Das EBIT vor Sondereffekten von Industrial Automation Systems (+88,0 %) profitierte von der Akquisition von BBS Automation. Beim Konzernergebnis nach Steuern ergab sich ein Rückgang auf 79,6 Mio. € (9M 2023: 105,3 Mio. €). Gründe waren das geringere Ergebnis bei HOMAG sowie höhere Sonder- und Zinsaufwendungen infolge des Kaufs von BBS Automation. Dem gegenüber stand ein Buchgewinn von 18,9 Mio. € aus der Veräußerung des Befülltechnikspezialisten Agramkow im dritten Quartal. Der Verkauf des dänischen Unternehmens ist Teil der strategischen Fokussierung des Dürr-Konzerns auf sein Kerngeschäft.
Die Investitionen stiegen in den ersten neun Monaten um 4,6 % auf 122,3 Mio. € und flossen vor allem in Standortprojekte bei HOMAG in Deutschland und Polen. Trotz der höheren Investitionen verbesserte sich der Free Cashflow auf 81,6 Mio. €, was vor allem an einer verringerten operativen Mittelbindung lag. Finanzvorstand Dietmar Heinrich: „Im Vorjahresvergleich konnten wir das Nettoumlaufvermögen um rund 100 Mio. € reduzieren, das entspricht 17 %. Maßgeblich dafür waren vor allem hohe Projektanzahlungen und der erfolgreiche Abbau der Vorräte.“ Die Nettofinanzverschuldung sank um 121,2 Mio. € auf 462,1 Mio. €. Dazu trug unter anderem die erste Kaufpreiszahlung für Agramkow bei (38,9 Mio. €).
Zum 30. September 2024 hatte der Dürr-Konzern 19.895 Beschäftigte, was einem Rückgang um 769 gegenüber dem Vorjahresstichtag entspricht (-3,7 %). Die Verringerung beruht im Wesentlichen auf dem Abbau von rund 600 Stellen aufgrund der Marktschwäche bei HOMAG. Die 350 auf Deutschland entfallenden Stellen baute HOMAG ohne betriebsbedingte Kündigungen auf Basis freiwilliger Vereinbarungen ab. Ein weiterer Grund für die geringere Beschäftigtenzahl im Konzern war die Veräußerung von Agramkow mit rund 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Ausblick
Nach dem hohen Bestellvolumen der ersten drei Quartale dürfte der Auftragseingang im Jahr 2024 das obere Ende der Zielspanne von 4.600 bis 5.000 Mio. € erreichen. Der Umsatz soll auf 4.700 bis 5.000 Mio. € steigen und wird voraussichtlich die untere Hälfte dieser Zielspanne erreichen. Bei Auftragseingang und Umsatz wird sich die ganzjährige Einbeziehung von BBS Automation positiv auswirken.
Die EBIT-Marge vor Sondereffekten dürfte den Zielkorridor von 4,5 bis 6,0 % sicher erreichen. Nach neun Monaten betrug sie 5,2 %, im vierten Quartal wird eine anhaltend robuste Margenentwicklung erwartet. Gegenüber dem Geschäftsjahr 2023 (6,1 %) wird die EBIT-Marge vor Sondereffekten voraussichtlich abnehmen. Grund ist die Marktschwäche in der Holzbearbeitungstechnik, aufgrund derer bei HOMAG ein Umsatzrückgang von bis zu 15 % und eine EBIT-Marge vor Sondereffekten von 2,0 bis 4,0 % erwartet werden. Das Ergebnis nach Steuern dürfte sich 2024 auf 90 bis 150 Mio. € belaufen. Der Free Cashflow soll trotz steigender Investitionen und Ausgaben für die Kapazitätsanpassungen bei HOMAG das obere Ende der Zielspanne von 0 bis 50 Mio. € erreichen. Abhängig vom Auftragseingang im vierten Quartal und den entsprechenden Anzahlungen könnte sich auch ein Wert von über 50 Mio. € ergeben.