Maximale Energieeffizienz gehört zu den Hauptzielen der Produktentwicklung bei Dürr. Eine Innovation, die diesen Anspruch par excellence erfüllt, ist das Energiemanagementsystem EcoQPower. Es verknüpft alle Energieströme im Lackierprozess, sodass überschüssige Wärme und Kälte an anderer Stelle zum Heizen oder Kühlen genutzt werden können.
In der CO2-freien Lackiererei, die Dürr zuletzt baute, steuert EcoQPower mittels Software einen Wärme-Kälte-Verbund mit Wärmepumpen und Wasserkreisläufen. Dadurch werden für den Anlagenbetrieb 21 % weniger Energie benötigt. Der zweite Baustein der CO2-freien Lackiererei ist die Nutzung von Strom anstelle fossiler Energie. Dafür wurden Verbrennungstechnologien komplett durch elektrische Alternativen ersetzt. Da der Kunde Grünstrom einsetzt, fallen keine CO2-Emissionen an.
Dr. Jochen Weyrauch, Vorstandsvorsitzender der Dürr AG: „Unsere Formel lautet: Energieeffizienz plus Elektrifizierung plus Grünstrom ist gleich CO2-freies Lackieren.“ Das klingt einfach, ist aber nicht trivial: „Bei Dürr beschäftigen sich hochspezialisierte Fachleute jeden Tag damit, wie man die vielen Einzelprozesse in einer Lackiererei so gestaltet, dass am Ende das Optimum an Effizienz und Energieeinsatz herauskommt.“ Den Bedarf an nachhaltiger Lackiertechnik schätzt der Konzernchef hoch ein: „Wir befinden uns in einem Modernisierungszyklus. Viele Lackierereien sind in die Jahre gekommen. Bei den Ersatzinvestitionen achten die Kunden sowohl auf geringen Energieverbrauch als auch auf maximale Effizienz durch Automatisierung.“
Großauftrag in der Batterieproduktionstechnik
Im Rahmen seiner Sustainable-Automation-Strategie versteht sich Dürr auch als Partner für die effiziente Herstellung emissionsarmer Produkte. Dazu zählen zum Beispiel Elektroautos und Holzhäuser, aber auch Batteriezellen zur Speicherung von Wind- und Solarstrom. Im Geschäftsfeld Lithium-Ion Battery bietet das Unternehmen Linien für die Beschichtung von Elektrodenfolien mit Anoden- und Kathodenmaterial an. Hier erreichte der Konzern Ende 2024 einen wichtigen Meilenstein und gewann erstmals einen Großauftrag über die Lieferung mehrerer Beschichtungslinien. „Das Projekt gibt uns die Möglichkeit, unsere Kompetenz auch in großem Maßstab zu demonstrieren, nachdem wir zuvor mehrere kleinere Projekte mit Batterieherstellern erfolgreich umgesetzt haben“, so Dr. Jochen Weyrauch. Das Volumen des vom italienischen Batteriehersteller FIB erteilten Auftrags liegt im hohen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich. Der Produktionsstart ist für nächstes Jahr geplant.
Auswuchttechnik für Brennstoffzellen
Bei der umweltfreundlichen Wasserstofftechnologie mischt der Dürr-Konzern ebenfalls mit. Die Konzerntochter Schenck Rotec aus Darmstadt liefert Auswuchttechnik für komplette Brennstoffzellenaggregate und Komponenten, wie etwa Kompressorräder. Beides muss präzise ausgewuchtet werden, um Vibrationen so gering wie möglich zu halten. Dr. Jochen Weyrauch: „Als Weltmarktführer in der Auswuchttechnik werden wir bei Zukunftstechnologien wie der Brennstoffzelle frühzeitig eingebunden. Wir bringen nicht nur viel spezifische Erfahrung mit, sondern haben bei Schenck in Darmstadt auch frühzeitig in ein modernes Green Technology Center investiert. Dort bieten wir optimale Bedingungen für Tests an den Produkten von morgen.“
Neue Klimastrategie: 30 % weniger Emissionen bis 2035
Auch bei der Verringerung der ihm zurechenbaren Treibhausgasemissionen blickt der Dürr-Konzern weit nach vorne. Anfang 2025 hat sich das Unternehmen eine neue Klimastrategie gegeben. Sie sieht vor, dass die Gesamtemissionen bis 2035 um weitere 30 % sinken sollen. Dies entspricht einer Reduktion des CO2-Ausstoßes um rund 1,8 Mio. Tonnen auf 4,2 Mio. Tonnen; das für 2030 angepeilte Zwischenziel liegt bei 5,8 Mio. Tonnen. Mit diesen Zielen steht der Dürr-Konzern in Einklang mit dem Pariser 1,5-Grad-Ziel.
Bereits in den Vorjahren hat Dürr seine Emissionen deutlich verringert. Im Zeitraum 2019 bis 2024, auf den sich die bisherige Klimastrategie bezog, sank der Ausstoß von Treibhausgasen um 8 %. Der Großteil der dem Unternehmen zugerechneten Emissionen – die sogenannten Scope-3-Emissionen – entsteht im Betrieb der verkauften Maschinen und Anlagen bei den Kunden. Die Scope-1- und 2-Emissionen, die im Unternehmen selbst und durch den Zukauf von Energie entstehen, sind dagegen nachranging. Dennoch hat Dürr viel unternommen, um sie zu verringern. Zum Beispiel wurde in Photovoltaikanlagen investiert und komplett auf Grünstrom umgestellt. Dadurch sanken die Scope-1- und 2-Emissionen um 55 %, obwohl neue Unternehmen akquiriert wurden und der Umsatz stieg.
Bei der nun angestrebten Senkung der Gesamtemissionen um 30 % bis 2035 kommt den Scope-3-Emissionen überragende Bedeutung zu. Sie sollen sich ebenfalls um 30 % vermindern. Das setzt unter anderem voraus, dass die Kunden immer stärker in neue Dürr-Produkte mit maximaler Energieeffizienz und elektrischem Betrieb investieren. Ferner unterstellt die Prognose einen steigenden Grünstromanteil am Strommix.