Bietigheim-Bissingen, 9. Mai 2023 – Der Dürr-Konzern ist mit einem neuen Rekordauftragseingang in das Jahr 2023 gestartet. Im Auftaktquartal gingen Bestellungen im Wert von 1.464,7 Mio. € ein, was einem Plus von 4,6 % gegenüber dem bisherigen Rekord aus dem ersten Quartal 2022 entspricht. Getragen wurde das hohe Bestellvolumen vor allem von der starken Nachfrage der Autoindustrie nach Produktionstechnik für Elektro-autos. Auch der Umsatz des im MDAX gelisteten Maschinen- und Anlagenbauers wuchs mit einem Plus von 12,0 % deutlich und erreichte 1.014,7 Mio. €. Den größten Umsatzbeitrag erbrachte die auf Maschinen für die Holzbearbeitung spezialisierte HOMAG Group mit 403,8 Mio. €. Die EBIT-Marge vor Sondereffekten nahm vorübergehend auf 4,1 % ab. Hauptgrund dafür war, dass der Service-Anteil am Umsatz – wie oft am Jahresbeginn – relativ gering ausfiel (27,8 %). Hinzu kamen Einmalaufwendungen für die tariflich vereinbarte Inflationsausgleichsprämie in Deutschland sowie höhere Aufwendungen für Forschung und Entwicklung. Im Gesamtjahr soll die EBIT-Marge vor Sondereffekten wie angekündigt auf 6 bis 7 % steigen. Dr. Jochen Weyrauch, Vorstandsvorsitzender der Dürr AG: „Im ersten Quartal war das Ergebnis von saisonalen Effekten geprägt. Im weiteren Jahresverlauf erwarten wir eine deutliche Margenausweitung durch Skaleneffekte, einen höheren Service-Anteil und die vermehrte Abwicklung margenstarker Projekte. Zudem dürfte sich die Lieferkettensituation weiter entspannen.“ Finanziell ist der Konzern mit einem Free Cashflow von 43,9 Mio. € im ersten Quartal und einem praktisch ausgeglichenen Nettofinanzstatus solide aufgestellt.
Die hohe Nachfrage der Automobilindustrie sorgte für Bestellrekorde im Bereich Lackier- und Montageanlagen (Division Paint and Final Assembly Systems) und im Hightech-Geschäft mit Lackierrobotern (Division Application Technology). Größere Aufträge – sowohl von etablierten Autokonzernen als auch von neuen E-Mobility-Herstellern – kamen aus Europa, den USA und China. Der Anteil der E-Mobility-Produktionstechnik am Auftragseingang stieg im ersten Quartal 2023 auf rund 50 %. Auch im Geschäft mit Produktionstechnik für Lithium-Ionen-Batterien für E-Autos expandiert der Dürr-Konzern weiter. Erstmals ging in diesem Geschäftsfeld ein größerer Auftrag aus den USA ein. „Wir sind mit unseren Produktionstechnologien ein wichtiger Wegbereiter für die Elektromobilität“, sagte Konzernchef Weyrauch. „Zugleich unterstützen wir unsere Kunden dabei, Autos nachhaltig zu bauen und ihre Werke zu dekarbonisieren.“
Auch in der Umwelttechnik setzte Dürr seinen Wachstumskurs fort und erzielte ein Orderplus von 41,2 %. Bei HOMAG ging der Auftragseingang nach zwei außerordentlich starken Jahren und dem Rekordwert des Vorjahresquartals erwartungsgemäß zurück. Mit 352,6 Mio. € fielen die Bestellungen im ersten Quartal aber deutlich höher aus als im Schlussquartal 2022 (288,2 Mio. €).
Auftragsbestand auf Rekordniveau
Der Auftragsbestand des Dürr-Konzerns wuchs zum 31. März 2023 auf den neuen Höchstwert von 4.439,2 Mio. €. Ausschlaggebend dafür war, dass der Auftragseingang den Umsatz im ersten Quartal deutlich überstieg.
Das Ergebnis war neben dem geringen Service-Anteil, der Inflationsausgleichsprämie und den höheren F&E-Aufwendungen auch davon geprägt, dass Dürr mit der Abwicklung mehrerer neuer Großprojekte begann. Üblicherweise fallen am Beginn von Projekten geringere Ergebnisbeiträge an als in späteren Phasen. Daher ist im Jahresverlauf bei zunehmendem Fertigstellungsgrad mit einer verstärkten Ergebnisrealisierung zu rechnen. Zugleich werden in den kommenden Quartalen verstärkt Projekte mit höheren Auftragseingangsmargen abgewickelt. Das Ergebnis nach Steuern betrug im ersten Quartal 21,0 Mio. € nach 27,1 Mio. € im Vorjahreszeitraum. Allerdings enthielt der Vorjahreswert einen Sonderertrag von rund 5 Mio. € in Zusammenhang mit einem Rechtsstreit.
Die Investitionen lagen mit 29,3 Mio. € knapp auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums (31,6 Mio. €). Ein Großteil entfiel auf den Ausbau und die Modernisierung mehrerer Standorte von HOMAG. Der positive Free Cashflow (43,9 Mio. €) profitierte von umfangreichen Anzahlungen, die der Dürr-Konzern im Zuge des hohen Auftragseingangs vereinnahmte. Finanzvorstand Dietmar Heinrich: „Im weiteren Jahresverlauf werden wir den Fokus vor allem auf das Management der Vorräte legen. Ziel ist es, die Bevorratung wieder zu verschlanken, da sich die Materialverfügbarkeit zuletzt – trotz einiger Ausnahmen – spürbar verbessert hat.“ Die Nettofinanzverschuldung konnte zum 31. März 2023 infolge des positiven Free Cashflows beinahe komplett abgebaut werden und betrug lediglich 4,4 Mio. €. Die Eigenkapitalquote erhöhte sich auf 24,8 % (31.03.2022: 24,1 %).
Belegschaft maßvoll vergrößert
Zum 31. März 2023 beschäftigte der Dürr-Konzern 18.746 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Gegenüber dem Vorjahresstichtag vergrößerte sich die Belegschaft um 4,6 % und damit weniger stark als der Umsatz. In Deutschland arbeiteten 8.946 Menschen für den Konzern, dies entspricht einem Anteil von 48 %.
Ausblick
Der Ausblick für 2023 setzt voraus, dass sich die Konjunktur nicht schwächer entwickelt als erwartet, die Lieferketten weiter an Stabilität gewinnen und die weltpolitischen Unsicherheiten nicht zunehmen. Auf Basis des hohen Auftragsbestands erwartet der Dürr-Konzern im laufenden Jahr ein Umsatzwachstum auf 4.500 bis 4.800 Mio. €. Der Auftragseingang dürfte nach dem Rekord des Jahres 2022 etwas abnehmen und eine Spanne von 4.400 bis 4.800 Mio. € erreichen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass das Bestellvolumen bei HOMAG nach dem außerordentlich starken Jahr 2022 wegen der Nachfrageabkühlung im Möbelsektor abnehmen dürfte. Im Geschäft mit der Automobilindustrie ist weiterhin mit einer starken Nachfrage zu rechnen. Hier wird sich der Konzern im Zuge seiner „Value before Volume“-Strategie auf margenstarke Aufträge konzentrieren.
Die EBIT-Marge vor Sondereffekten soll 2023 deutlich zunehmen und eine Bandbreite von 6,0 bis 7,0 % erreichen (2022: 5,4 %). Dafür sprechen laufende Effizienzverbesserungen, die Margenqualität des Auftragsbestands, die verbesserte Lieferkettensituation und der geplante Ausbau des Service-Geschäfts. Beim Ergebnis nach Steuern rechnet der Vorstand mit einem Anstieg auf 160 bis 210 Mio. €. Der Free Cashflow soll 50 bis 100 Mio. € erreichen.