Bietigheim-Bissingen, 27. Februar 2024 — Der Dürr-Konzern hat das Jahr 2023 mit einem Umsatzrekord abgeschlossen und das operative Ergebnis deutlich gesteigert. Während der Umsatz um 7,3 % auf 4.627,3 Mio. € zulegte, stieg das EBIT vor Sondereffekten um 20,8 % auf 280,4 Mio. €. Die EBIT-Marge vor Sondereffekten verbesserte sich von 5,4 auf 6,1 %. Basis dafür waren Ergebniszuwächse in allen fünf Divisions. Der Auftragseingang nahm um 7,8 % ab, erreichte mit 4.615,5 Mio. € aber die obere Hälfte der Zielspanne (4.400 bis 4.800 Mio. €). Im Geschäft mit der Automobilindustrie konnte der Maschinen- und Anlagenbauer das hohe Bestellniveau von 2022 wiederholen; dazu trugen die Trends zu klimafreundlichen Produktionstechnologien und zur E-Mobilität bei. Bei der Konzerntochter HOMAG sanken die Bestellungen um 18,2 %, da sich die Nachfrage nach Holzbearbeitungsmaschinen deutlich abkühlte. Der im August akquirierte Automatisierungsspezialist BBS Automation steuerte 107,1 Mio. € Umsatz und eine überdurchschnittliche EBIT-Marge vor Sondereffekten bei. „Die Automatisierungstechnik ist ein Zukunftsgeschäftsfeld mit großem Wachstumspotenzial. Mit BBS Automation haben wir uns unter den weltweit führenden Anbietern etabliert“, sagte Dr. Jochen Weyrauch, Vorstandsvorsitzender der Dürr AG. Für 2023 zog der Konzernchef ein überwiegend positives Fazit: „Wir haben unsere operativen Ziele erreicht und sind in allen Divisions profitabel gewachsen. Der Free Cashflow bewegte sich mit rund 130 Mio. € auf hohem Niveau.“ Trotz des Bestellrückgangs bei HOMAG in 2023 rechnet der Dürr-Konzern für 2024 mit einem neuerlichen Umsatzwachstum; auch der Auftragseingang dürfte steigen.
2023 entfielen über 1,1 Mrd. € des Auftragseingangs auf Produktionstechnologien für Elektroautos. Dies entspricht einem Anteil von über 50 % am Geschäft des Dürr-Konzerns mit der Automobilindustrie. Einen weiteren Schwerpunkt bildeten Anlagen, die zur klimafreundlichen Transformation der Automobilproduktion beitragen. In Europa stellt Dürr für einen Kunden aktuell die erste komplett CO2-freie Automobillackiererei fertig. „Über 40 % des Energiebedarfs für die Fertigung eines Autos entfallen auf den Lackierprozess. Daher sind wir mit unseren nachhaltigen Technologien ein wichtiger Partner auf dem Weg zur klimaneutralen Fahrzeugproduktion“, so Dr. Jochen Weyrauch.
Auch von der fortschreitenden Automatisierung industrieller Prozesse profitiert der Konzern. Im Lackierrobotergeschäft erzielte Dürr einen Rekordauftragseingang von 719,8 Mio. € (+10,1 %). Wichtige Wachstumstreiber in der Automatisierungstechnik sind immer höhere Stückzahlen- und Qualitätsanforderungen, der Fachkräftemangel und die Rückverlagerung von Produktionsumfängen in Hochlohnländer. Vor diesem Hintergrund hat Dürr stark in den Ausbau seines Automatisierungsgeschäfts investiert. Nach dem Kauf der Automatisierer Teamtechnik und Hekuma im Jahr 2021 wurde 2023 BBS Automation mit annähernd 300 Mio. € Jahresumsatz akquiriert. Zusammen erzielen die drei Unternehmen rund 500 Mio. € Umsatz, bis 2030 sollen es über 800 Mio. € sein.
Rekordumsatz von Zuwächsen in allen Divisions getragen
Der Umsatzrekord von über 4,63 Mrd. € wurde von Zuwächsen in allen Divisions getragen. Dabei profitierte der Konzern von der Entspannung in den Lieferketten und dem Wegfall pandemiebedingter Beschränkungen. Am stärksten wuchs der Umsatz in Amerika mit 20,0 %, in Deutschland betrug das Plus 17,6 %. Das Service-Geschäft wuchs wie der Konzernumsatz um 7,3 % und erreichte einen Anteil von 28,3 %. Die Profitabilität im Service verbesserte sich überproportional zum Umsatzwachstum.
Die EBIT-Marge vor Sondereffekten überschritt mit 6,1 % die Zielschwelle von 6 %. Nach Steuern verringerte sich das Ergebnis auf 110,2 Mio. € nach 134,3 Mio. € im Vorjahr. Dies resultierte aus gestiegenen Sonderaufwendungen (89,0 Mio. €, 2022: 26,3 Mio. €), die hauptsächlich in Zusammenhang mit dem im November bekannt gegebenen Stellenabbau bei HOMAG standen. Bei HOMAG sollen, wie angekündigt, rund 600 von knapp 7.500 Stellen entfallen, davon 350 in Deutschland. Dies soll die Kosten 2024 um 25 Mio. € und ab 2025 um 50 Mio. € jährlich senken. Hintergrund ist die ausgeprägte Nachfrageschwäche im Möbel- und Bausektor. Sie belastete Umsatz und Ergebnis von HOMAG 2023 nur wenig, da ein hoher Auftragsbestand abgearbeitet werden konnte. 2024 dürfte sie aber zu spürbaren Rückgängen führen.
Hoher Free Cashflow
Der Free Cashflow stieg um 10,4 % auf 129,3 Mio. € und damit auf den höchsten Wert seit 2016. Dietmar Heinrich, Finanzvorstand der Dürr AG: „Trotz der Umsatzausweitung fiel der operative Anstieg des Net Working Capital gering aus, da wir die Vorräte aufgrund der Lieferkettenentspannung deutlich reduzieren konnten. Zugleich haben wir die Investitionen mit Augenmaß erhöht und den Mittelabfluss dadurch begrenzt.“ Schwerpunkte bildeten das Investitionsprogramm bei HOMAG in Deutschland und Polen sowie der Bau eines neuen Tooling-Standorts in Gengenbach. Die Nettofinanzverschuldung erhöhte sich durch die Akquisition von BBS Automation auf 516,6 Mio. €, liegt damit aber in dem von Dürr definierten Rahmen.
Zum 31. Dezember 2023 hatte der Dürr-Konzern 20.597 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das sind 2.083 Personen beziehungsweise 11,3 % mehr als ein Jahr zuvor. Der Großteil des Zuwachses resultierte aus der Akquisition von BBS Automation mit 1.614 Beschäftigten. In Deutschland stieg die Beschäftigtenzahl um 6,3 % auf 9.410 Personen. Aktuell absolvieren 536 junge Menschen eine Ausbildung oder ein duales Studium im Dürr-Konzern.
Ausblick
Der Ausblick für 2024 setzt voraus, dass sich die Konjunktur nicht schwächer entwickelt als erwartet und dass die aktuellen Kriege und politischen Konflikte zu keiner weiteren Destabilisierung führen. Der Auftragseingang soll 2024 eine Größenordnung von 4.600 bis 5.000 Mio. € beziehungsweise einen Zuwachs von bis zu 8 % erreichen. Das Umsatzziel beträgt 4.700 bis 5.000 Mio. €, was einem Zuwachs von 2 bis 8 % entspricht. Bei Auftragseingang und Umsatz wird sich die ganzjährige Einbeziehung von BBS Automation positiv auswirken.
Die EBIT-Marge vor Sondereffekten wird 2024 voraussichtlich auf 4,5 bis 6,0 % abnehmen. Grund dafür ist, dass bei HOMAG infolge des geringen Auftragseingangs im abgelaufenen Jahr ein Umsatzrückgang von bis zu 15 % und eine EBIT-Marge vor Sondereffekten von 2,0 bis 4,0 % erwartet wird. Das Ergebnis nach Steuern dürfte 90 bis 150 Mio. € erreichen. Der Free Cashflow soll trotz steigender Investitionen und Ausgaben für die Kapazitätsanpassungen bei HOMAG positiv ausfallen und bis zu 50 Mio. € erreichen. Mittelfristig strebt der Dürr-Konzern eine Mid-Cycle EBIT-Marge vor Sondereffekten von mindestens 8 % an. Dies setzt eine Markterholung bei HOMAG voraus. Der Umsatz soll bis 2030 auf über 6 Mrd. steigen.
Die Geschäftszahlen in dieser Meldung sind vorläufig und ungeprüft. Sie wurden noch nicht durch den Aufsichtsrat genehmigt. Der Geschäftsbericht 2023 mit den endgültigen Zahlen erscheint am 20. März 2024.