Bietigheim-Bissingen, 14. Mai 2020 – Der Dürr-Konzern ist mit freien Mitteln auf dem Rekordniveau von 1,7 Mrd. € gut für die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie gerüstet. Ende März erreichte die Gesamtliquidität 857 Mio. €; hinzu kommen freie Kreditlinien von 850 Mio. € für das operative Geschäft und für Refinanzierungszwecke. Der Geschäftsverlauf wurde im ersten Quartal vor allem durch den Coronabedingten Lockdown in China beeinträchtigt. Der Auftragseingang sank gegenüber dem starken Auftaktquartal 2019 um 24,2 % auf 838,3 Mio. €. Ein für das erste Quartal vereinbarter Großauftrag aus der Automobilindustrie ist verschoben worden, wird nach heutiger Einschätzung aber noch in diesem Jahr eingehen. Der Umsatz nahm um 11,3 % auf 842,6 Mio. € ab. Die operative EBIT-Marge lag bei 3,9 % (Q1 2019: 5,7 %), nach Sonderaufwendungen von 9,7 Mio. € ergab sich eine EBIT-Marge von 2,7 % (Q1 2019: 5,1 %). Der operative Cashflow stieg gegenüber dem ersten Quartal 2019 um über 100 Mio. € und erreichte 68,7 Mio. €. Ralf W. Dieter, Vorstandsvorsitzender der Dürr AG: „Wir sind robust aufgestellt und verfügen über genügend Mittel, um in der Krise sicher zu bestehen. Den Tiefpunkt des Geschäftsverlaufs erwarten wir im zweiten Quartal, für das zweite Halbjahr rechnen wir mit einer schrittweisen Verbesserung. Unsere Standorte in China haben nach dem Lockdown wieder frühzeitig die Produktion aufgenommen und das Vor-Corona-Niveau erreicht.“
Der Dürr-Konzern verzeichnete trotz des schwierigen Marktumfelds keine nennenswerten Auftragsstornierungen. Der Auftragsbestand lag Ende März mit 2.704,1 Mio. € auf hohem Niveau. In China sorgten Investitionen in Produktionstechnik für Elektroautos im ersten Quartal für starke Zuwächse im Auftragseingang (+86,3 %). Dürr erhielt dort zwei Großaufträge von Herstellern batteriebetriebener Autos. Dagegen setzte in anderen Regionen im März eine Bestellzurückhaltung ein. Im Service führten Werksschließungen zu überproportionalen Rückgängen im Ersatzteilgeschäft und bei Anlagenumbauten. Auch einige Inbetriebnahmen konnten nicht durchgeführt werden.
Robust zeigte sich das Umwelttechnikgeschäft (Clean Technology Systems), wo die Bestellungen nahezu den Vorjahreswert erreichten (-3,3 %). HOMAG verzeichnete im Geschäft mit der Möbelindustrie einen relativ moderaten Bestellrückgang (-9,8 %). Im Systemgeschäft mit Lackieranlagen und Montagetechnik für die Autoindustrie ergab sich nach dem starken Vorjahresquartal ein Rückgang von 42,7 %.
In China hat sich der Geschäftsbetrieb nach dem Lockdown im Januar/Februar wieder normalisiert, die Auslastung ist dort gut. Auch in anderen Ländern kehren die Standorte zu den gewohnten Geschäftsprozessen zurück. Im März und April arbeiteten zeitweise über 50 % der Belegschaft im Homeoffice. Standorte in Brasilien, Indien und den USA mussten vorübergehend schließen, die deutschen und polnischen Werke konnten unterbrechungsfrei produzieren.
Wegen des rückläufigen Geschäftsvolumens hat der Dürr-Konzern Kostensenkungen eingeleitet. Beispiele sind Verringerungen bei Arbeitszeiten, externen Arbeitskräften, Ausgaben und Investitionen. Die Maßnahmen führten im ersten Quartal zu leicht sinkenden Personal- und Vertriebskosten und sollen im Jahresverlauf verstärkt wirksam werden. Das operative EBIT sank auf 32,6 Mio. € (-40,2 %), was vor allem aus dem Umsatzrückgang und den Einbußen im Service resultierte. Der Sonderaufwand von 9,7 Mio. € entfiel auf Kaufpreisallokationseffekte und selektive Strukturmaßnahmen. Nach Sonderaufwand ergab sich ein EBIT von 22,9 Mio. € und ein Nachsteuerergebnis von 13,2 Mio. €.
Die Gesamtliquidität von 856,8 Mio. € überstieg den Wert zum 31. März 2019 um 45,4 %. Die Nettofinanzverschuldung war mit 65,4 Mio. € deutlich geringer als am Vorjahresstichtag (143,9 Mio. €). Die Dürr AG konnte in den letzten Wochen zwei Finanzierungstransaktionen erfolgreich abschließen: Im April erhielt das Unternehmen 115 Mio. € aus der Emission eines Sustainability-Schuldscheindarlehens. Im Mai wurde eine zweite Konsortialkreditlinie über 350 Mio. € vereinbart, die zur Absicherung einer 2021 anstehenden Refinanzierung in gleicher Höhe dient.
Trotz der Corona-Krise investiert der Dürr-Konzern in zukünftiges Wachstum. HOMAG übernimmt in China das komplette operative Geschäft des Vertriebs-Joint-Ventures HOMAG China Golden Field Ltd. (HCGF). Durch die Akquisition steigt die Schlagkraft im weltweit größten Markt der Möbelindustrie.
Ende März beschäftigte der Dürr-Konzern weltweit 16.562 Mitarbeiter. Seit Ende 2019 wuchs die Belegschaft geringfügig um 0,4 %; im weiteren Jahresverlauf soll sie auf vergleichbarer Basis abnehmen. Zu berücksichtigen ist, dass durch die HCGF-Akquisition im zweiten Halbjahr rund 450 Mitarbeiter neu hinzukommen.
Ausblick
Das wirtschaftliche Umfeld hat sich infolge der Corona-Pandemie seit Mitte März verschlechtert. Die Krise dürfte im zweiten Quartal ihren Höhepunkt erreichen. Der Vorstand der Dürr AG rechnet für das zweite Quartal mit deutlichen Rückgängen bei Auftragseingang und Umsatz, auch ein Verlust und ein negativer operativer Cashflow sind nicht auszuschließen. Für die zweite Jahreshälfte wird eine langsame Erholung erwartet. Eine präzise Jahresprognose kann angesichts der gesamtwirtschaftlichen Ausnahmesituation derzeit nicht getroffen werden. Sobald dies möglich ist, wird der Konzern einen Ausblick in gewohnter Form veröffentlichen.