Bietigheim-Bissingen, 27. Februar 2020 – Der Dürr-Konzern hat im Jahr 2019 neue Höchstwerte bei Auftragseingang und Umsatz erzielt und seine unterjährig angepassten Ergebnisziele übertroffen. Das Bestellvolumen wuchs nach vorläufigen Zahlen um 3,7 % auf 4.076,5 Mio. € und überschritt erstmals die Schwelle von 4 Mrd. €. Dazu trugen vor allem die Umwelttechnik und die wachsende Nachfrage nach Produktionstechnik für Elektroautos bei. Gegenüber 2018 stiegen die Bestellungen von E-Mobility-Produktionstechnik um 44 % auf rund 390 Mio. €. Bei einem Umsatzanstieg von 1,3 % auf 3.921,5 Mio. € erreichte die operative EBIT-Marge 6,7 % und übertraf das im Juli ausgegebene Ziel von 6,0 bis 6,5 %. Unter Berücksichtigung des Sonderaufwands von 67,2 Mio. €, der vor allem für Strukturmaßnahmen bei HOMAG anfiel, lag die EBIT-Marge bei 5,0 % (Ziel: 4,4 bis 4,9 %). Der operative Cashflow überstieg mit 171,9 Mio. € den Vorjahreswert (162,3 Mio. €). Ralf W. Dieter, Vorstandsvorsitzender der Dürr AG: „Die Elektromobilität ist eine große Chance für uns, das zeigen die Zuwächse im Jahr 2019. Das Ergebnis profitierte von Effizienzsteigerungen im Automobil-Anlagenbau. Bei HOMAG treiben wir die Optimierungsprojekte konsequent voran; dies wird ab 2021 zu deutlichen Ertragssteigerungen und Wachstumschancen führen.“
Die Umwelttechnik-Division Clean Technology Systems, die vor allem Anlagen für die Reinigung schadstoffbelasteter Produktionsabluft anbietet, erzielte 2019 ein Bestellplus von 74,0 %. Hauptgrund dafür war die ganzjährige Einbeziehung der im Oktober 2018 erworbenen Megtec/Universal-Gruppe (USA). Aber auch ohne diesen Effekt ergab sich eine hohe einstellige Wachstumsrate. Ralf W. Dieter: „Die Akquisition von Megtec/Universal war ein entscheidender Schritt, um neue Potenziale im wachstumsstarken Umwelttechnikgeschäft zu erschließen. Weltweit machen unsere Anlagen Produktionsprozesse nachhaltiger. Damit unterstützen wir unsere Kunden bei einem zentralen Zukunftsthema.“
Rekordauftragseingang im Lackierrobotergeschäft
Auch für die Automobilindustrie ist der Dürr-Konzern ein wichtiger Partner für nachhaltige Produktionsanlagen und den Wandel hin zur E-Mobilität. In den letzten zehn Jahren hat Dürr den Energie- und Wasserverbrauch seiner Lackierereien um zwei Drittel gesenkt. Auf das Geschäft mit Produktionstechnik für Elektrofahrzeuge entfielen im Jahr 2019 22 % des Automotive-Auftragseingangs. Im zweiten Halbjahr erhielt Dürr in den USA drei Lackiertechnik-Großprojekte von Herstellern batteriebetriebener Autos. Auch in China, dem Leitmarkt für E-Autos, verfügt der Konzern über eine starke Position bei etablierten Autoherstellern und neuen E-Mobilitäts-Start-ups. Vor diesem Hintergrund wuchs der Auftragseingang im Anlagenbau für die Automobilindustrie (Paint and Final Assembly Systems) 2019 um 3,1 %, obwohl die Weltautomobilproduktion um 5 % sank. Die Lackierroboter-Division Application Technology steigerte den Auftragseingang trotz der geringeren Automobilproduktion um 1,3 % auf den Rekordwert von 640,8 Mio. €.
Bei HOMAG sank der Auftragseingang 2019 um 8,8 %. Grund war ein vorübergehender Marktrückgang vor allem im Systemgeschäft mit kompletten Linien für die Möbelproduktion. In den Jahren 2016 bis 2018 war das Systemgeschäft von sehr hohen Zuwächsen gekennzeichnet. Wie bereits angekündigt, setzt HOMAG ein umfangreiches Maßnahmenpaket mit Strukturanpassungen und Prozessoptimierungen zur Produktivitätssteigerung um. Damit will der Weltmarktführer für Holzbearbeitungstechnik spätestens 2023 eine EBIT-Marge von mindestens 9 % erzielen. Bereits ab 2021 sollen die Maßnahmen zu Einsparungen von rund 20 Mio. € pro Jahr führen.
Der Umsatzanstieg im Konzern (+1,3 %) wurde getragen von Zuwächsen in der Umwelttechnik und im Lackieranlagenbau sowie einem überproportionalen Plus von 7,7 % im Service. Mit 1.118,6 Mio. € erreichte das Service-Geschäft einen neuen Rekordwert und einen Anteil von 28,5 % am Konzernumsatz. Der Auftragsbestand erreichte Ende 2019 den Rekordwert von 2.742,8 Mio. €.
Das Ergebnis wurde von einem Anstieg der Sonderaufwendungen auf 67,2 Mio. € belastet (2018: 41,4 Mio. €). Sie resultierten insbesondere aus den Strukturmaßnahmen bei HOMAG (36,6 Mio. €) und aus Kaufpreisallokationseffekten (19,5 Mio. €). Vor allem dadurch verringerte sich das EBIT um 16,1 % auf 195,9 Mio. €. Das operative EBIT (ohne Sonderaufwendungen) sank um 4,3 % und war mit 263,1 Mio. € höher als im Juli prognostiziert – trotz des schwierigen Marktumfelds bei HOMAG und obwohl das Geschäft mit Auswuchttechnik für Komponenten für Verbrennungsmotoren deutlich abnahm. Insgesamt entfällt nur noch rund 1 % des Konzernumsatzes auf Produktionstechnik für Verbrennungsmotoren (Auswuchttechnik für Kurbelwellen und Turbolader). Das Ergebnis nach Steuern erreichte mit 129,8 Mio. € (-20,6 %) das obere Ende des angepassten Zielkorridors (115 bis 130 Mio. €).
Innovationsschwerpunkt Digitalisierung
Die Investitionen stiegen um 37,9 % auf 102,6 Mio. €. Dies ging jedoch hauptsächlich auf die Erstanwendung des neuen Leasing-Bilanzierungsstandards IFRS 16 zurück. Die Innovationsausgaben lagen nach hohen Zuwächsen in den Vorjahren bei 110,8 Mio. € (-8,4 %). Im wichtigsten Innovationsfeld, der Digitalisierung, blieben sie auf konstant hohem Niveau. 2019 führte der Konzern verschiedene Smart-Analytics-Software-Produkte am Markt ein, die Produktionsprozesse – auch mithilfe künstlicher Intelligenz – effizienter machen. Damit baut der Dürr-Konzern seine Führungsposition in der Digitalisierung aus.
Der Anstieg des operativen Cashflows um 5,9 % basierte auf einem starken vierten Quartal. „Wir konnten unsere Vorräte zum Jahresende wie geplant reduzieren und den Zahlungseingang aus Projekten mit der Automobilindustrie stark steigern“, sagte der Ende Februar ausscheidende Finanzvorstand Carlo Crosetto. Sein Nachfolger Dietmar Heinrich, derzeit noch Finanzvorstand bei Schaeffler, wird spätestens im August eintreten. Bis dahin fungiert Ralf W. Dieter kommissarisch als Finanzvorstand.
Infolge des guten Cashflows fiel der Nettofinanzstatus mit -99,3 Mio. € besser aus als geplant (-180 bis -130 Mio. €). Zu beachten ist, dass darin aufgrund des neuen Bilanzierungsstandards IFRS 16 erstmals auch Leasingverbindlichkeiten zu berücksichtigen waren. Dies belastete den Nettofinanzstatus mit 101,2 Mio. €.
Die Mitarbeiterzahl stieg zum 31. Dezember 2019 um 1,1 % und damit ungefähr im Gleichschritt mit dem Umsatz. Von den konzernweit 16.493 Mitarbeitern waren 8.181 in Deutschland beschäftigt (31.12.2018: 8.152).
Ausblick
Der Ausblick für 2020 unterstellt, dass sich die gesamtwirtschaftliche Lage nicht weiter verschlechtert. Die Auswirkungen der Corona-Epidemie sind, soweit sie nach derzeitiger Lage abschätzbar sind, im Ausblick berücksichtigt. Im ersten Quartal ist mit einer spürbaren Ergebnisbelastung infolge von Verschiebungen durch die Epidemie zu rechnen. Der Vorstand geht derzeit aber davon aus, dass die Einbußen im weiteren Jahresverlauf im Wesentlichen wieder aufgeholt werden können, sofern sich die Lage im zweiten Quartal weitgehend normalisiert.
Der Auftragseingang des Dürr-Konzerns soll 2020 aus heutiger Sicht eine Spanne von 3.800 bis 4.100 Mio. € erreichen. Das relevante Investitionsvolumen der Automobilindustrie dürfte knapp die Größenordnung des Jahres 2019 erreichen. Die Nachfrage der holzbearbeitenden Industrie nach Produktionstechnik könnte nochmals leicht abnehmen, bestenfalls dürfte sie stabil ausfallen. Beim Konzernumsatz sind aufgrund des hohen Auftragsbestands am Jahresbeginn weitere Zuwächse wahrscheinlich, die Zielbandbreite für 2020 beträgt 3.900 bis 4.100 Mio. €. Die Sonderaufwendungen werden voraussichtlich rund 40 Mio. € betragen, wovon 17 Mio. € auf Kaufpreisallokationseffekte entfallen. Vor diesem Hintergrund dürfte sich die EBIT-Marge im Jahr 2020 auf 5,2 bis 5,7 % verbessern. Die Zielbandbreite für die operative EBIT-Marge beträgt 6,2 bis 6,7 %. Beim Ergebnis nach Steuern wird eine Verbesserung auf 135 bis 150 Mio. € angestrebt. Der operative Cashflow soll erneut steigen und 180 bis 230 Mio. € erreichen.
Für 2021 erwartet der Vorstand eine deutliche Verbesserung der Ergebnis-Performance. Ziel ist eine operative EBIT-Marge von 7,0 bis 7,5 %, dazu sollen vor allem Zuwächse bei HOMAG durch die eingeleiteten Struktur- und Optimierungsmaßnahmen beitragen. Auftragseingang und Umsatz des Dürr-Konzerns dürften 2021 leicht zunehmen. Das mittelfristige EBIT-Margen-Ziel des Dürr-Konzerns liegt bei mindestens 8 %.
Die Geschäftszahlen in dieser Meldung sind vorläufig und ungeprüft. Sie wurden noch nicht durch den Aufsichtsrat genehmigt. Der Geschäftsbericht 2019 mit den endgültigen Zahlen erscheint am 20. März 2020.