Bietigheim-Bissingen, 5. November 2020 – Der Dürr-Konzern hat im dritten Quartal von der Aufhellung des Geschäftsklimas profitiert und ist auf gutem Weg, seine im Juli ausgegebenen Jahresziele zu erreichen. Gegenüber dem Corona-bedingt schwachen zweiten Quartal verbesserte sich der Auftragseingang um 28,2 %, da die Nachfrage sowohl im Automotive-Geschäft als auch in der holzbearbeitenden Industrie anzog. Der Umsatz stieg gegenüber dem zweiten Quartal um 5,5 %. Die operative EBIT-Marge erreichte im dritten Quartal mit 4,9 % den höchsten Wert des Jahres. Dazu trugen Kostensenkungen, das anziehende Service-Geschäft und die gute Abwicklung von Projekten bei. Der operative Cashflow setzte seine positive Entwicklung mit 81,8 Mio. € im dritten Quartal fort. „Wir liegen im Plan und werden unsere Jahresprognose erreichen, sofern die Auswirkungen von Corona auf die Wirtschaft nicht wieder übermäßig zunehmen“, sagte Ralf W. Dieter, Vorsitzender des Vorstands der Dürr AG. Im vierten Quartal erwartet der Konzern aus heutiger Sicht eine Fortsetzung des positiven Auftragstrends. Allerdings wird das operative Ergebnis voraussichtlich etwas geringer ausfallen als im dritten Quartal, da Auslastung und Margenqualität infolge des niedrigen Auftragseingangs des zweiten Quartals abnehmen dürften.
Mit 826,3 Mio. € erreichte der Auftragseingang im dritten Quartal wieder knapp das Niveau des ersten Quartals (838,3 Mio. €). Allerdings war die Nachfrage während der ersten Corona-Welle vielerorts eingebrochen, sodass der Auftragseingang in den ersten neun Monaten um 19,2 % auf 2.309,4 Mio. € zurück ging. Eine positive Ausnahme bildete China mit einem Bestellplus von 29,4 % in den ersten neun Monaten. Dafür sorgte nicht zuletzt der hohe Bedarf an Produktionstechnik für Elektroautos. Ralf W. Dieter: „Die chinesische Wirtschaft hat sich zügig erholt. Unsere Kunden vertrauen in das anhaltende Wachstumspotenzial Chinas und investieren dementsprechend.“
Im dritten Quartal nahm die Kundenaktivität auch in anderen Märkten wieder zu. In Deutschland ging ein Großauftrag aus der Automobilindustrie ein. Dadurch konnte die Anlagenbau-Division Paint and Final Assembly Systems den Auftragseingang gegenüber dem dritten Quartal 2019 um 9,1 % steigern. Auch das Geschäft von HOMAG mit der Möbelindustrie zog zuletzt wieder spürbar an. Eine relativ robuste Geschäftsentwicklung verzeichnete die Umwelttechnik, deren Auftragseingang in den ersten neun Monaten trotz der Corona-Krise nur sehr moderat sank.
Im dritten Quartal konnten alle fünf Divisions ihren Umsatz gegenüber dem zweiten Quartal steigern. Daher erreichte der Konzernumsatz 815,3 Mio. € nach 772,6 Mio. € im Vorquartal. Im margenstarken Service-Geschäft setzte die erwartete Trendwende ein. Dort hatte es im Frühjahr deutliche Einbußen gegeben, da viele Werke von Kunden stillstanden. In den ersten neun Monaten sank der Konzernumsatz um 15,4 % auf 2.430,5 Mio. €
Mit 31,6 Mio. € war das EBIT in den ersten neun Monaten 2020 trotz des deutlichen Umsatzrückgangs klar positiv. Den höchsten Ergebnisbeitrag erzielte der Konzern im dritten Quartal mit 25,0 Mio. €. Dazu trugen das wiedererstarkende Service-Geschäft, eine gute Projektabwicklung und die Anpassung der Kosten an den niedrigeren Umsatz bei. Unter anderem reduzierte der Dürr-Konzern die Overhead-Kosten im dritten Quartal um 14,3 %. Die EBIT-Marge für die ersten neun Monate betrug 1,3 %.
Vor Sondereffekten betrug das EBIT in den ersten neun Monaten 63,6 Mio. €, was einer operativen EBIT-Marge von 2,6 % entspricht. Im dritten Quartal betrug die operative Marge 4,9 %. Die Sondereffekte von -32,0 Mio. € in den ersten neun Monaten entfielen vor allem auf Kaufpreisallokationseffekte und Kapazitätsanpassungen. Nach Steuern ergab sich ein Gewinn von 15,8 Mio. € im dritten Quartal und 12,8 Mio. € im Zeitraum Januar bis September.
Dank einer anhaltend geringen operativen Mittelbindung verbesserte sich der Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit in den ersten neun Monaten auf 187,7 Mio. € (9M 2019: -61,3 Mio. €). Auch der Free Cashflow erreichte mit 105,3 Mio. € einen guten Wert. Infolgedessen verringerte sich die Nettofinanzverschuldung per Ende September auf -64,3 Mio. € (31.12.2019: -99,3 Mio. €). Die Gesamtliquidität erreichte mit 959,9 Mio. € einen neuen Höchststand.
Finanzvorstand Dietmar Heinrich: „Durch ein effektives Cash-Management haben wir unser Liquiditätspolster weiter ausgebaut und können sicher durch die Krise navigieren. Mit der Begebung einer Wandelanleihe haben wir uns weitere finanzielle Spielräume geschaffen, um unser Portfolio auch in der Krise durch attraktive Zukäufe zu stärken.“ Durch die Wandelanleihe flossen dem Konzern im Oktober 150 Mio. € zu, die mit 0,75 % verzinst werden. Ebenfalls im Oktober wurde der dänische Maschinenbauer System TM erworben, mit dem die HOMAG Group ihre Position im Wachstumsfeld Massivholzbearbeitung für Bauelemente ausbaut.
Seit Ende 2019 hat der Dürr-Konzern die Mitarbeiterzahl um rund 300 auf 16.181 Mitarbeiter reduziert. Die Verringerung entfiel hauptsächlich auf Europa sowie Nord- und Südamerika.
Ausblick
Der Vorstand bestätigt die im Juli veröffentlichte Prognose für 2020 unter der Voraussetzung, dass die Corona-Pandemie die Wirtschaft in den kommenden Wochen nicht stärker als zuletzt beeinträchtigt. Der Auftragseingang dürfte den Zielkorridor von 3,1 bis 3,4 Mrd. € erreichen, sofern der zuletzt positive Trend anhält. Auch mit Blick auf die zukünftige Kapazitätsauslastung ist ein guter Auftragseingang im Schlussquartal erforderlich. Der Umsatz wird voraussichtlich 3,2 bis 3,4 Mrd. € erreichen.
Das Ziel einer operativen EBIT-Marge von 2,5 bis 2,8 % erscheint aus derzeitiger Perspektive gut erreichbar. Für das Gesamtjahr wird mit Sonderaufwendungen von 75 bis 85 Mio. € geplant. Der Großteil davon – zwischen 43 und 53 Mio. € – wird im vierten Quartal gebucht. Darunter fallen überwiegend Rückstellungen in Zusammenhang mit dem im Juli angekündigten Kapazitätsabbau im europäischen Automotive-Geschäft. Auch nach Sonderaufwendungen wird das EBIT im Jahr 2020 voraussichtlich leicht positiv ausfallen, konkret rechnet der Konzern mit einer EBIT-Marge von 0 bis 0,5 %. Im vierten Quartal ist ein etwas geringeres operatives Ergebnis zu erwarten als im dritten Quartal, da Auslastung und Margenqualität infolge des niedrigen Auftragseingangs des zweiten Quartals abnehmen dürften.
Durch die Anpassungen im europäischen Automotive-Geschäft und weitere, zum Teil bereits abgeschlossene Restrukturierungsmaßnahmen erwartet der Dürr-Konzern ab 2021 Einsparungen von rund 60 Mio. €.