Eine riesige, gewölbte Holzwand, weiß gestrichen, ein 90 Quadratmeter großes Podest, darauf drei stillstehende Kompaktroboter – dieses Szenenbild finden die rund 150 Gäste am Donnerstagabend im Dürr-Foyer bei der „Uraufführung“ der maschinellen Performance vor. Für den Laien zunächst kaum erkennbar, für die Lackierspezialisten im Publikum aber umso mehr: An den Roboterarmen sind keine Lackzerstäuber, sondern 575-Watt-Lampen angebracht. Per Mausklick wechselt die Installation von Stillstand zu Dynamik. Die Roboter werfen ihr Licht auf die Wand, durch die abgezirkelten Bewegungen entstehen ständig wechselnde Lichtmuster.
Was spielerisch aussieht, ist das Ergebnis anspruchsvoller technischer Arbeit. Joachim Fleischer hat die Robotersteuerungen, von denen die Bewegungen ausgehen, nach seinen Vorstellungen zusammen mit Experten von Dürr programmiert. Seit Ende September war er im Dürr-Foyer an der Arbeit, begleitet von interessierten Blicken der Mitarbeiter.
Als die Idee der Roboterkunst vor einigen Monaten an Dürr herangetragen wurde, musste Dr. Hans Schumacher, Vorstandsmitglied der Dürr Systems AG, nicht lange überlegen: „Es war klar, dass wir den Künstler unterstützen und ihm die Roboter und unser Gebäude zur Verfügung stellen. Sein Werk nutzt die Beweglichkeit und Dynamik der Roboter in beeindruckender Weise.“ Joachim Fleischer hat sich intensiv mit Dürr beschäftigt und war schon im Sommer mehrmals zu Gast bei dem Weltmarktführer für Automobil-Lackiertechnik. Dabei entstand auch eine Fotoserie mit Motiven aus der Robotermontage, die noch bis 14. Oktober in der Städtischen Galerie Bietigheim-Bissingen zu sehen ist
Die Installation „Weiße Zeit“ bei Dürr ist Teil des Produktionskunst-Festivals »Drehmoment« in der Region Stuttgart. Organisiert von der interkommunalen Initiative KulturRegion Stuttgart, bringt das Festival 34 Künstler mit Unternehmen zusammen, um kreative Kunstformate im industriellen Umfeld zu entwickeln. „Dürr gilt als herausragender internationaler Innovationsträger in der Region. Für das Projekt der KulturRegion Stuttgart soll das Potenzial dieses Global Players der High-Tech-Industrie durch die künstlerische Betrachtung und Interpretation bewusst und sinnlich erfahrbar gemacht werden“, so Joachim Fleischer über „Weiße Zeit“.
Das Foyer von Dürr mit der Installation ist für die Öffentlichkeit an folgenden Terminen geöffnet: 12. bis 27. Oktober 2018, jeweils montags, mittwochs und freitags von 16 bis 19 Uhr sowie samstags von 15 bis 18 Uhr (Dürr Systems AG, Carl-Benz-Straße 34, 74321 Bietigheim-Bissingen). Besucher sind willkommen.