Bietigheim-Bissingen, 11. Mai 2021 – Der Dürr-Konzern hat im ersten Quartal 2021 eine weitere Nachfrageerholung verspürt und den Auftragseingang deutlich gesteigert. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum wuchs das Bestellvolumen um 23,1 % auf 1.032,2 Mio. €. Besonders stark entwickelten sich die Bestellungen bei der Konzerntochter HOMAG, die mit 448,1 Mio. € einen neuen Quartalsrekord erzielte. Auch die Nachfrage nach Produktionstechnik für Elektrofahrzeuge blieb hoch. Der Umsatz verringerte sich erwartungsgemäß um 6,3 % auf 789,8 Mio. €, da der schwache Auftragseingang des ersten Halbjahres 2020 die Umsatzrealisierung zeitverzögert beeinträchtigte. Sehr erfreulich entwickelte sich allerdings der Service-Umsatz, dessen Anteil am Konzernumsatz mit 32,4 % einen Spitzenwert erreichte. Auch der Free Cashflow fiel mit 65,7 Mio. € deutlich höher aus als im Vorjahreszeitraum (45,9 Mio. €). Das EBIT verbesserte sich um 4,9 % auf 24,1 Mio. €. Die EBIT-Marge wies mit einem Anstieg von 11,9 % sogar noch eine stärkere Dynamik auf und erreichte 3,0 % nach 2,7 % im Vorjahreszeitraum. Ralf W. Dieter, Vorstandsvorsitzender der Dürr AG: „Wir sind insgesamt gut in das Jahr gestartet. Die Erholung der Wirtschaft nach dem Corona-Schock im Vorjahr schreitet voran. In der zweiten Jahreshälfte erwarten wir eine deutliche Umsatzverbesserung. Das Ergebnis wird weiterhin von den umgesetzten Effizienzsteigerungen profitieren.“
Die HOMAG Group profitierte vor allem von einer starken Nachfrage im Einzelmaschinengeschäft. Die Möbelindustrie – die größte Kundengruppe von HOMAG – befindet sich nach zwei schwächeren Jahren in einem neuen Investitionszyklus. Hinzu kommt, dass HOMAG die Attraktivität des Angebots durch die Einführung mehrerer neuer Maschinen weiter erhöht hat.
Größere Aufträge von Herstellern von Elektrofahrzeugen gingen im ersten Quartal 2021 in China und den USA ein. Auch im Vergleich mit dem dritten und vierten Quartal 2020 stieg der Auftragseingang. Der Auftragsbestand erreichte zum 31. März 2021 das Rekordniveau von 2,9 Mrd. €. „Seit Mitte 2020 nimmt die Zuversicht bei unseren Kunden Schritt für Schritt wieder zu. Angesichts dessen wollen wir bereits im laufenden Jahr wieder profitabel wachsen und diesen Kurs in den Folgejahren fortsetzen“, so Konzernchef Ralf W. Dieter.
Die nach dem ersten Quartal 2020 akquirierten Unternehmen haben zum Auftragseingang mit 30,5 Mio. € und zum Umsatz mit 37,8 Mio. € beigetragen. Dazu zählen neben dem Automatisierungsspezialist Teamtechnik auch der dänische Holzmaschinenbauer System TM und das kanadische IT-Unternehmen Cogiscan. Zudem hat HOMAG das langjährige Joint Venture HOMAG China Golden Field komplett übernommen.
Ein wichtiger Beitrag zur Ergebnisentwicklung im ersten Quartal war der Anstieg der Bruttomarge von 21,0 % auf 22,5 %. Er resultierte hauptsächlich aus Kostensenkungen und Effizienzmaßnahmen sowie einem Umsatzplus von 3,4 % im margenstärkeren Service-Geschäft. Das EBIT enthielt geringere Sondereffekte als im Vorjahreszeitraum (-5,2 Mio. € nach -9,7 Mio. €). Das Ergebnis nach Steuern nahm von 13,2 auf 8,5 Mio. € ab, was jedoch auf Einmalaufwendungen im Finanzergebnis zurückging.
Die Verbesserung des Free Cashflows resultierte unter anderem aus einer nach wie vor geringen operativen Mittelbindung. Finanzvorstand Dietmar Heinrich: „Unser Fokus liegt auf einem effizienten Net Working Capital Management. Wir haben zwar die Vorräte im Zuge des wachsenden Auftragseingangs etwas erhöht, konnten zugleich aber umfangreiche Zahlungen von Kunden vereinnahmen.“ Die Investitionen (vor Akquisitionen) lagen mit 19,4 Mio. € auf dem Niveau des ersten Quartals 2020 (19,7 Mio. €), dürften im zweiten Halbjahr aber spürbar zunehmen. Zuletzt kündigte der Dürr-Konzern ein Investitionsprogramm im Volumen von 100 Mio. € an, um das geplante Wachstum von HOMAG zu unterstützen. Das Programm erstreckt sich über die kommenden drei Jahre, unter anderem sollen der HOMAG-Hauptstandort Schopfloch modernisiert und ein neues Werk in Polen gebaut werden.
Die Nettofinanzverschuldung blieb mit 101,7 Mio. € moderat, wenngleich sie sich gegenüber dem Jahresende 2020 (49,0 Mio. €) erhöhte. Gründe für den Anstieg waren der Kaufpreisabfluss für Teamtechnik und die Übernahme der Finanzverbindlichkeiten des Unternehmens. Die Gesamtliquidität stieg zum 31. März auf das Rekordniveau von gut 1,2 Mrd. €. Anfang April flossen 350 Mio. € ab, da die Dürr AG eine Anleihe und eine Tranche eines älteren Schuldscheindarlehens zurückzahlte.
Zum 31. März waren 16.984 Personen im Dürr-Konzern beschäftigt. Dies entspricht einem Plus von 2,8 % beziehungsweise 459 Personen seit dem Jahresende 2020. Das Wachstum ist eine Folge der Akquisition von Teamtechnik und Cogiscan mit insgesamt 711 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Dagegen wurden in anderen Bereichen, wie angekündigt, Stellen abgebaut. Knapp die Hälfte der Belegschaft (8.309 Personen) entfiel auf Deutschland.
Ausblick für 2021 bestätigt
Der Ausblick setzt voraus, dass sich die Weltwirtschaft weiter von den Folgen der Pandemie erholt und die Halbleiterknappheit, die vor allem die Automobilindustrie belastet, im zweiten Halbjahr endet. Der Dürr-Konzern ist nach dem soliden ersten Quartal zuversichtlich, dass der Auftragseingang im Jahr 2021 den Zielkorridor von 3.600 bis 3.900 Mio. € erreichen wird. Umsatz und EBIT dürften auch im zweiten Quartal noch von der Auftragsschwäche des Vorjahres beeinflusst werden, bevor in der zweiten Jahreshälfte mit einer Verbesserung zu rechnen ist. Vor diesem Hintergrund bestätigt der Konzern die Zielspanne für den Umsatz von 3.450 bis 3.650 Mio. €. Das EBIT wird weiterhin von den Effizienz- und Kapazitätsmaßnahmen der Jahre 2019 und 2020 profitieren; sie sollen im Jahr 2021 zu Einsparungen in Höhe von rund 60 Mio. € führen. Die Zielspanne für die EBIT-Marge beträgt unverändert 3,3 bis 4,3 % sowie 4,2 bis 5,2 % vor Sondereffekten. Auch nach der guten Cashflow-Entwicklung des ersten Quartals plant der Dürr-Konzern für das Gesamtjahr einen Free Cashflow von -50 bis 0 Mio. €. Für diesen vorsichtigen Ansatz spricht, dass das Net Working Capital im zweiten Halbjahr im Zuge der erwarteten Umsatzbeschleunigung zunehmen dürfte, zudem dürften die Investitionen steigen.