Innovationen in der Felgenlackierung
28.10.2019
Wenn es um die Lackierung von Pkw, Transportern, Lkw oder Bussen geht, zählt Dürr zu den weltweit führenden Anbietern. Dies ist jedoch nicht alles, Dürr liefert darüber hinaus Lackieranlagen für Züge, Kunststoffbauteile, Felgen und andere Komponenten außerhalb der Automobilindustrie. Insbesondere im Bereich der Felgenlackierung hat Dürr in den vergangenen Jahren anspruchsvolle Projekte abgewickelt. Die große Modellvielfalt und die wachsende Anzahl an Felgengrößen erfordern zunehmend mehr Expertise für einen hochwertigen Lackierprozess in einem wachsenden weltweiten Markt.
Felgen von hoher Qualität und mit besonderen Effekten sind in den letzten Jahren immer populärer geworden. Insbesondere glanzgedrehte Leichtmetallräder liegen voll im Trend. Zum einen, weil über Leichtmetallfelgen – im Unterschied zu den herkömmlichen Stahlfelgen – Gewicht und damit Kraftstoffverbrauch reduziert werden können, zum anderen ermöglicht das Glanzdrehen von Aluminiumfelgen neue Designoptionen in Form und Farbe.
Wie man glanzgedrehte Felgen lackiert
Zunächst werden die Felgen in einem Vorbehandlungsprozess, welcher in der Regel in einem Tauchbecken stattfindet, gereinigt. Anschließend erfolgt eine Abfolge aus Lackauftrag und Trocknung. Um Aluminiumfelgen den letzten Schliff zu verleihen, werden anschließend in einem mechanischen Bearbeitungsschritt mit einer Diamantklinge (diamond-cut) Lack und einige hundertstel Millimeter Aluminium abgetragen, bis die metallisch glänzende Oberfläche wieder zu sehen ist. Dieses Glanzdrehen wird vor allem an der Felgenkalotte, dem nach außen oder innen gebogenen oder verdickten Rand eines Rades, sowie den Speichen durchgeführt. Durch das Abdrehen entstehen außergewöhnliche visuelle Effekte. Im letzten Schritt wird erneut Klarlack zum Schutz und zur Veredelung der bearbeiteten Oberfläche aufgebracht.
Individuell und gleichzeitig standardisiert
Den Lackierprozess effizient zu gestalten, dabei aber den jeweiligen Kundenanforderungen anzupassen, ist eine Stärke von Dürr. In den vergangenen Jahren wurden diverse Projekte in Europa und Amerika, zunehmend auch in Asien umgesetzt.
Individuelle und prozessoptimierte Layouts in einer durchgängig automatisierten Produktion erlauben hohe Stückzahlen. Beispielsweise kann es sinnvoll sein, den Prozess des Glanzdrehens und des abschließenden Klarlackierens in einen separaten Linienabschnitt auszulagern. Kundenorientierung steht für Dürr dabei immer im Zentrum von Planung und Realisierung: Ob Pulverlack- oder automatische Nasslack-Applikationssysteme inklusive Farbmischraum oder der Einsatz von Lackierrobotern mit Hochgeschwindigkeits-Rotationszerstäubern vom Typ →EcoBell2 SL mit Direktaufladung – Anlagen von Dürr gewährleisten immer eine hohe Lackierqualität. In Kombination mit automatischen Farbwechslern, z.B. dem →EcoMCC3, Sonderfarbversorgungssystemen wie →EcoSupply P, Zahnraddosierpumpen sowie Lackfluss- und Gegendruckreglern für die Dosierung und Versorgung mit Farben entstehen so effiziente Prozesse.
Der Trend bei Neuanlagen geht zu Robotern mit präziser Applikationstechnik. Sie können Lackierwinkel und Spritzbilder schnell verändern, was extrem wichtig ist. Das ready2spray-Robotersystem von Dürr ist für dieses Segment ideal.
Robin Kaufmann , Senior Manager, Dürr Systems AG
Dazu trägt auch die reibungslose Übergabe von Rädern zwischen synchronisierten Förderern und nachfolgenden Prozessen durch Manipulatoren mit sehr leichten Greifern bei. Auch sich selbstjustierende Spindeln sowie ein bürstenloses Pulverentfernungssystem für Radnabe und Montagefläche hat Dürr entsprechend den besonderen Prozessanforderungen entwickelt und sich patentieren lassen. Bei der Lacknebelabscheidung in der Lackierkabine setzen die Felgenhersteller bisher zumeist auf platzsparende Lösungen mit Nassauswaschung. Doch der Trockenabscheidung kommt eine zunehmend größere Bedeutung zu, denn diese kommt ohne Wasser und Chemikalien sowie mit deutlich weniger Energie aus.
Es besteht inzwischen auch starkes Interesse an der Trockenabscheidung, da sie sich in der Automobillackierung bereits sehr bewährt hat.
Dirk Gorges , Senior Vice President Sales, Dürr Systems AG
Trocknungsprozess wird nachhaltiger
Auch das Thema Nachhaltigkeit steht für die Kunden mehr und mehr im Fokus. Bei den Trocknern, die mittlerweile als Hauptenergieverbraucher im Lackierprozess gelten, geht es darum, die Wärme zielorientiert und damit individuell nach Felge einzusetzen. Eine Standardlackierstraße für Aluminiumräder umfasst drei Haupttrockner für die Trocknung nach der Vorbehandlung und verschiedener Beschichtungen. Weitere Trockner können erforderlich sein, wenn der Kunde Antikorrosions-, Polyester- und Acrylpulver-Klarlacke einsetzt. Zudem zeichnen sich Aluminiumräder durch große Unterschiede bei der Materialdicke und verschiedene Felgengrößen aus. Die große Herausforderung bei der Trocknung ist daher, die heiße Luft passend zu leiten. Während Bereiche wie die Felgennaben mit hoher Materialdicke ausreichend ausgehärtet sein müssen, dürfen dünnere Stellen nicht so stark erhitzt werden, dass ihre mechanischen Eigenschaften beeinträchtigt werden. Weiterhin müssen Felgen von 14 bis 24 Zoll in den selben Trocknern gehärtet werden.
Und auch die Abluft bedarf des besonderen Augenmerks: Emissionen flüchtiger organischer Verbindungen (VOC) können durch regenerative thermische Abluftreinigungsanlagen minimiert werden. Mit der →Ecopure® RTO wird beispielsweise die Kondensation von hochsiedenden Lösungsmitteln in der Abluft des Trockners, die für Aluminiumrad-Nasslacke typisch sind, vermieden.
Wheel Painting Conference 2019
Dürr rückte das Thema Felgenlackierung am 22. und 23. Oktober 2019 bei der Wheel Painting Conference in Bietigheim-Bissingen in den Fokus. Die Konferenz diente den rund 60 Teilnehmern als Plattform zum Informationsaustausch über aktuelle Trends und Herausforderungen wie die Digitalisierung und die Individualisierung. Experten gaben Einblicke in wichtige Aspekte der Felgenlackierung. Bei Live-Demonstrationen stellte Dürr die neuesten Entwicklungen und Lösungen vor, zum Beispiel zum →oversprayfreien Lackieren sowie zum Reinigungs- und Separationsprozess.