Nicht nur die etablierten Industrienationen begrenzen Emissionen. Auch in Schwellenländern wird angesichts wachsender Umweltprobleme immer mehr Wert auf saubere Produktionsprozesse gelegt. Dadurch steigen die Investitionen in Umwelttechnologien – und das schlägt sich auch in den Zahlen des Dürr-Konzerns nieder: Im Jahr 2018 erzielte die Umwelttechnik-Division Clean Technology Systems die höchsten Zuwachsraten im Konzern. 28,6 % betrug ihr organisches Bestellwachstum; inklusive der MEGTEC/Universal-Gruppe, die seit Oktober 2018 zum Konzern gehört, ergab sich ein Plus von 56,6 %. 44 % der Nachfrage entfielen in der Umwelttechnik auf die Schwellenländer, allein aus China kamen 28 % der Bestellungen.
Weltmarktführerschaft durch Kauf von MEGTEC/Universal ausgebaut
Mit MEGTEC/Universal (2018: rund 200 Mio. € Umsatz, 865 Mitarbeiter) hat der Dürr-Konzern seine Marktführerschaft ausgebaut. Die Übernahme des US-Umwelttechnikspezialisten verdoppelt den Umsatz in der Abluftreinigungstechnik auf gut 400 Mio. € und stärkt die Wettbewerbsfähigkeit. Synergien und Kostenvorteile sollen in Produktion, Einkauf und Vertrieb realisiert werden. Ralf W. Dieter, Vorstandsvorsitzender der Dürr AG: „Unsere Kunden profitieren von einem dichten Service-Netzwerk. Zudem ist Dürr der einzige Anbieter, bei dem sie alle gängigen Abluftreinigungstechnologien aus einer Hand erhalten.“
Der Kauf von MEGTEC/Universal beschleunigt das Wachstum des Dürr-Konzerns in der Umwelttechnik. 2019 soll der Umsatz auf bis zu 450 Mio. € steigen; die EBIT-Marge dürfte trotz Integrationskosten und Kaufpreisallokationseffekten 2 bis 3 % erreichen. Bereits 2021 soll der Umsatz auf bis zu 500 Mio. € und die EBIT-Marge auf 6 bis 7 % klettern.
Kundennähe auf der ganzen Welt
„Mit MEGTEC/Universal bauen wir unsere internationale Präsenz weiter aus. Als Global Player in der Umwelttechnik sind wir überall in der Nähe unserer Kunden und stehen für eine verlässliche Projektabwicklung in allen Märkten“, sagt Dr. Jochen Weyrauch, der das Umwelttechnikgeschäft im Vorstand der Dürr AG verantwortet. Besonders in Nordamerika verbessert sich der Zugang zu den Kunden.
Außerdem wächst der Abnehmerkreis. Bisher wurden vor allem die Branchen Automobil, Pharma, Chemie, Nahrung und Druck mit Abluftreinigungstechnik beliefert. Nun kommen zum Beispiel die Metall-, Bergbau- und Holzindustrie hinzu. Zudem weitet Dürr sein umwelttechnisches Angebotsspektrum aus. Neben Technologien für die Abluftreinigung bietet MEGTEC/Universal auch Industrietrockner, Systeme zur Beschichtung von Elektroden für Lithium-Ionen-Batterien sowie Systeme zur Schalldämpfung.
Der Dürr-Konzern hat MEGTEC/Universal für 104 Mio. € von dem US-Anlagenbauer Babcock & Wilcox erworben. Ende 2018 beschäftigte die Umwelttechnik-Division Clean Technology Systems knapp 1.500 Mitarbeiter, davon rund 560 in den USA und 320 in Deutschland. Das Geschäft wird von Bietigheim-Bissingen aus gesteuert. Die Hauptstandorte von MEGTEC/Universal sind De Pere und Stoughton im US-Bundesstaat Wisconsin. Weltweit ist die Division an 25 Standorten in 13 Ländern vertreten.
Wie funktioniert die Abluftreinigungstechnik?
Industrielle Abluftreinigungsanlagen machen vor allem organische Kohlenwasserstoffverbindungen unschädlich. Diese werden unter anderem bei der Verarbeitung von Lösemitteln freigesetzt, die in Farben und Lacken enthalten sind. Auch unangenehm geruchsintensive Verbindungen (zum Beispiel Merkaptane) werden mit Abluftreinigungsanlagen behandelt, ebenso Abluftströme aus der chemischen Industrie, die Stoffe wie Chlor, Brom, Fluor, Schwefel und Stickstoff enthalten. Auch krebserregende Formaldehyde werden mithilfe von Dürr-Technik aus Abluftströmen entfernt.
Das gängigste Verfahren in der Abluftreinigung ist die thermische Oxidation. Dabei werden schädliche Kohlenwasserstoffe auf bis zu 1.000 Grad Celsius erhitzt, sodass sie sich mit Sauerstoff verbinden und in ungefährliche Stoffe umwandeln. Um den Energieverbrauch zu senken, rüstet Dürr seine thermischen Anlagen mit Systemen zur Wärmerückgewinnung aus. Auch bei der katalytischen Abluftreinigung werden Schadstoffe verbrannt, allerdings bei niedrigeren Temperaturen. Gängig sind auch sorptive Verfahren sowie Separationsverfahren, mit denen gasförmige Stoffe sowie feste Bestandteile wie etwa Staub aus der Abluft gefiltert werden.