Bietigheim-Bissingen, 04. Juni 2024 – Die Dürr AG, ein weltweit führender Maschinen- und Anlagenbauer, vereinfacht die Konzernstruktur und stärkt das Kerngeschäft. Das Unternehmen wird sämtliche Aktivitäten in den Bereichen Lackier- und Endmontagetechnik vereinigen und prüft strategische Optionen für das Geschäft mit Umwelttechnik, darunter auch einen Verkauf. Bei der Umwelttechnik handelt es sich um die Bereiche Abluftreinigungstechnik und Schalldämmungssysteme der Division Clean Technology Systems.
Dürr wird die bisherigen Divisions Paint and Final Assembly Systems (Lackier- und Endmontageanlagen) und Application Technology (Lackierroboter), die hauptsächlich die Automobilindustrie bedienen, zum Jahresbeginn 2025 in der neuen Division Automotive zusammenführen. Künftig wird der Dürr-Konzern seine Geschäftstätigkeiten in den drei Divisions Automotive, Industrial Automation und Woodworking bündeln, anstatt wie bisher in fünf Divisions.
Dr. Jochen Weyrauch, Vorstandsvorsitzender der Dürr AG: „Die Vereinfachung der Unternehmensstruktur ist der nächste logische Schritt bei der Umsetzung der Konzernstrategie. Durch die Zusammenlegung unserer Automotive-Aktivitäten werden wir künftig noch besser in der Lage sein, optimal aufeinander abgestimmte Gesamtlösungen in der Lackiertechnik zu entwickeln, unsere Kunden aus einer Hand zu bedienen und komplexe Systemaufträge noch effizienter abzuwickeln. Außerdem ergeben sich neue Impulse für den Ausbau des Service-Geschäfts.“
„Die Division Clean Technology Systems ist eine echte Erfolgsgeschichte und hat sich innerhalb des Konzerns zu einem weltweit führenden Anbieter von Umwelttechnik entwickelt. Nun prüfen wir strategische Optionen für diese Aktivitäten, damit die vielfältigen Wachstumspotenziale in diesem Feld besser ausgeschöpft werden können,” so Weyrauch weiter.
Das bisher ebenfalls der Division Clean Technology Systems zugeordnete Batteriegeschäft mit Technologien für die Elektrodenproduktion wird neuer Teil der Division Industrial Automation. Darüber hinaus wird es bei Industrial Automation keine Veränderungen geben, ebenfalls nicht in der Division Woodworking (HOMAG).
Zusammenführung des Automotive-Geschäfts stärkt Wettbewerbsfähigkeit und Systemkompetenz
Durch die Zusammenführung der Automotive-Aktivitäten in einer Division schafft Dürr die Voraussetzungen für eine effizientere Betreuung der Kunden in der Automobilindustrie. Dies gilt besonders für die Lackiertechnik, den mit Abstand größten Automotive-Bereich des Konzerns. Dieses Geschäft mit zuletzt rund 2 Mrd. € Umsatz wird ab Anfang 2025 einheitlich unter einem Dach geführt.
Bereits heute sind mehr als drei Viertel des Geschäfts mit Lackieranlagen sogenannte Systemprojekte, die von Paint and Final Assembly Systems und Application Technology gemeinsam abgewickelt werden. Durch die Zusammenlegung unterstreicht Dürr seinen Anspruch als „One-Stop-Shop“ für schlüsselfertige Lackier- und Endmontageanlagen aus einer Hand und wird künftig noch besser in der Lage sein, seinen Kunden ressourceneffiziente Lösungen anzubieten. Dadurch hilft Dürr seinen Kunden, deren Gesamtbetriebskosten zu optimieren und die Dekarbonisierung der Automobilproduktion zu beschleunigen.
Durch die Bündelung des Lackiertechnikgeschäfts stärkt Dürr zudem seine Fähigkeit, strategische Partnerschaftsmodelle mit seinen Kunden einzugehen, bei denen das Unternehmen optimal aufeinander abgestimmte Gesamtlösungen plant und umsetzt sowie den Betrieb von Lackierereien mit Service-Leistungen begleitet. Vor dem Hintergrund der langfristigen Transformationsanforderungen der Automobilbranche ist die kundenfokussierte Systemkompetenz für Dürr ein wichtiger Faktor im Wettbewerb.
Durch die Zusammenführung des Automotive-Geschäfts wird zudem die Auftragsabwicklung noch effizienter. Dies ist im Anlagenbau gerade bei Großprojekten entscheidend für den Geschäftserfolg. Das Unternehmen kann künftig noch schneller auf Kundenanfragen reagieren, den Service-Bedarf im Gesamtlebenszyklus seiner Produkte noch systematischer abdecken und dadurch zusätzliches Wachstum generieren.
Prüfung strategischer Optionen für das Umwelttechnikgeschäft soll weiteres Wachstum durch gezielte Investitionen ermöglichen
Die Umwelttechnik-Division Clean Technology Systems mit rund 500 Mio. € Umsatz hat sich in den vergangenen Jahren zum weltweit führenden Anbieter von Abluftreinigungstechnik entwickelt. Auch bei industriellen Schalldämmungssystemen gehört sie zur Spitzengruppe. In der Abluftreinigungstechnik ist Dürr vor allem im Bereich der thermischen Oxidation stark aufgestellt, also bei Anlagen für die Verbrennung von Schadstoffen in industrieller Abluft. Bisher vermarktet Dürr diese Technologie vor allem in Industrien wie Chemie, Pharma und Automobil. Künftig bietet sich die Möglichkeit, das Produktspektrum und die hohe Innovationskraft auch in angrenzenden Feldern und Märkten einzusetzen. Darüber hinaus werden weltweit steigende Umweltstandards und Vorschriften zur Emissionsreduzierung das Geschäft weiterhin antreiben.
Nun sollen die Bereiche Abluftreinigungstechnik und Schalldämmungssysteme in die Lage versetzt werden, ihr Geschäft mittelfristig noch erfolgreicher und globaler zu entwickeln und durch zusätzliche Investitionen neue Wachstumspfade zu erschließen. Zu den möglichen Optionen gehört auch ein Verkauf der beiden Bereiche.
Das bisher zur Division Clean Technology Systems gehörende Batteriegeschäft mit Technologien für die Elektrodenfertigung ist unverändert Kerngeschäft und wird zukünftig der Division Industrial Automation zugeordnet. Dort ergänzt es nahtlos die bestehenden Aktivitäten in den Bereichen nachhaltiger Energieerzeugung und -speicherung sowie E-Mobilität.
Langfristige Konzernstrategie mit aktivem Portfoliomanagement
In den vergangenen Jahren hat der Dürr-Konzern im Rahmen seiner Strategie in neue, wachstumsstarke Geschäftsfelder investiert. Wichtige Schritte waren die Akquisition der Automatisierungsspezialisten BBS Automation und Teamtechnik, der Aufbau des Geschäftsfelds Batterieproduktionstechnik sowie die Stärkung des Geschäfts mit Anlagen für den Bau klimafreundlicher Holzhäuser. Ziel dieser Investitionen ist es, profitables Wachstum in zukunftsstarken Geschäftsfeldern zu ermöglichen und steigende und stabilere Erträge zu sichern. Zugleich wurden in den vergangenen Jahren bereits Unternehmensbereiche verkauft, die nicht mehr zum Kerngeschäft gehören, so zum Beispiel der Befülltechnikspezialist Agramkow im Jahr 2024 und Dürr Ecoclean im Jahr 2017.
Vorstand bestätigt Prognose und Mid-Cycle-Ziele
Der Vorstand der Dürr AG bestätigt seine Ziele für das laufende Geschäftsjahr mit einer konzernweiten EBIT-Marge zwischen 4,5 und 6,0 % vor Sondereffekten bei einem Umsatzwachstum von circa 2 bis 8 %. Mittelfristig hält der Dürr-Konzern am Ziel von mehr als 6 Mrd. € Umsatz bis 2030 fest. Die Mid-Cycle-Ziele bleiben weiterhin bei einer EBIT-Marge von mindestens 8 % vor Sondereffekten und einem ROCE von 25 % oder mehr.