Der Name SMS group steht für maßgeschneiderte Konzepte für metallurgische Maschinen, Anlagen und Services. Am Standort in Mönchengladbach werden Maschinenbauteile in unterschiedlichen Größen für Rohranlagen, Profilwalzwerken und Maschinen für die Press- und Schmiedetechnik gefertigt und teilweise zu Baugruppen vormontiert. Im Zuge der kompletten Hallensanierung, wurde auch die Lackiererei modernisiert.
Bisher wurden bei SMS group alle Teile auf einer offenen Fläche in der Halle lackiert. Dürr hat diese Freifläche komplett umgebaut und in der neuen Lackiererei einen abgetrennten Bereich erstellt, der speziell auf die Lackierung von Großteilen ausgelegt wurde. Kleinere Teile werden nach wie vor auf einer Freifläche lackiert.
Bei der Konzeption war dem Unternehmen wichtig, dass sich die neue Lackierzone in die existierende Hallenbelegung einpassen lässt. Da auch große Maschinenteile lackiert werden, standen die Anlagenplaner bei Dürr vor der Aufgabe, den vorhandenen Platz optimal auszunutzen. Die großen Werkstücke werden beispielsweise per Kran abgeladen, was in der Planung berücksichtigt werden musste. Zudem benötigt eine übliche Lackierkabinenbestückung mehr Rangierraum als bei der Hallenbelegung zur Verfügung stand.
Teleskopkabine
Diese Herausforderungen hat Dürr durch eine Teleskopkabine gelöst. Die zu lackierenden Großteile werden mit dem Kran vor der zusammengefahrenen Teleskopkabine platziert. Danach fährt ein Mitarbeiter die aus drei Teilen bestehende Kabine aus und umschließt so die zu lackierenden Teile komplett. Im ausgefahrenen Zustand misst die Kabine 18 x 8,5 x 5 Meter.
Die Teleskopkabine zählt zu den Großraumlackieranlagen. Diese fungieren als Lackieranlagen für den Bau von Zügen und Nutzfahrzeugen sowie von anderen übergroßen Gegenständen. Bei der SMS group sind dies Maschinenbauteile in unterschiedlichen Formen und Größen. Die Kabine wird am Dürr-Standort Karlstein gefertigt und kann für verschiedene Betriebsarten genutzt werden: Lackieren, Reinigen, Standby, Trocknen.
Applikationstechnik
Die Lackierung der Maschinenteile umfasst alle Arbeitsschritte von der Reinigung über die Grundierung, Decklackierung und Konservierung bis hin zur Applikation von glühfesten Lacken. Die Lacke (1K, 2K, Wasser- oder Lösemittellack) werden in der Kabine manuell durch ein Applikationsset aufgetragen. Das Set besteht aus Hoch- und Niederdruckpumpen mit den dazugehörigen Spritzpistolen. Für kleinere Farbmengen werden Spritzpistolen mit Fließbechern genutzt.
Die Farbversorgungen mittels Pumpen eigenen sich besonders für große Flächen mit hohen Schichtdicken. Dürr Pumpen eignen sich für die Förderung unterschiedlichster Materialien. Zur Förderung flüssiger Materialien wie wasser- und lösemittelbasierende Lacke werden die horizontalen Kolbenpumpen EcoPump HP und EcoPump HPE eingesetzt. Für Mittel- und Hochdruckanwendungen, beispielsweise wenn Lacke mittels Airless- und Air-Assist-Applikation aufgetragen werden, wird die EcoPump VP, eine pneumatisch angetriebene, vertikale Kolbenpumpe, eingesetzt. Durch ihren modularen Aufbau sind die Dürr-Pumpen sehr wartungsfreundlich und entsprechen höchsten Qualitätsmaßstäben. Grundsätzlich werden alle Pumpen in Deutschland gefertigt und in einem eigenen Teststand vollautomatisch gemäß dem Sicherheitsstandard DIN EN 12162 geprüft.
„Durch unser breites Produktspektrum sind wir in der Lage, Lackieranlagen inklusive Applikation und Farbversorgung komplett anzubieten und zu realisieren.“, hebt Bernward Keller, Manager Proposals Dürr Systems GmbH hervor und ergänzt: „Das Prinzip ‚Alles aus einer Hand‘ kommt bei unseren Kunden sehr gut an.“
Hohe Energieeffizienz
In der Metallindustrie besteht ein hohes Einsparpotenzial von Energie, das Thema Energieeffizienz spielt daher eine zunehmend wichtige Rolle für die Branche. Auch SMS group legt bei den eigenen Anlagen großen Wert auf einen geringen Energieeinsatz. Diese Forderung hat Dürr bei der Konzeption der neuen Lackiererei berücksichtigt. Die Beheizung der Teleskopkabine erfolgt direkt ohne Rauchgasleitung. So entsteht kein Wärmeverlust, da die gesamte Energie in Temperatur umgesetzt wird. Die zusätzlich eingebaute Wärmerückgewinnung über einen Rotor führt zu einer Rückwärmezahl von ca. 66 % und reduziert somit den Einsatz der Primärenergie Erdgas im Lackier- und Standby-Betrieb.
Darüber hinaus wurde eine Absaugung integriert, welche die Lösemittelemissionen absorbiert und so eine Umgebung, gemäß den vorgegebenen DIN Normen garantiert.
Freiflächenlackierung
Auf zwei weiteren Hallenflächen (je ca. 9,2 x 5,8 m groß) werden weitere Groß- und Kleinteile lackiert. Diese Zone schließt sich baulich an die Teleskopkabine an. Auch hier kommt die Dürr Applikationstechnik zum Einsatz. Die Lüftung in diesen beiden Bereichen wird über Weitwurfdüsen direkt unter dem Hallendach aus großer Höhe nach unten geblasen. Dabei werden die zu lackierenden Bauteile mit Luft umspült und die emissionsbeladene Abluft über Absaugschächte im Boden abgeführt. Auf diese Weise werden in der Halle alle Werte gemäß Arbeitsstättenrichtlinie eingehalten.
Seit über einem Jahr in Betrieb
Bei der Konzeption und Integration der Anlage konnte Dürr eine kundenspezifische Lösung anbieten. Die vorgegebene Hallengeometrie wurde als Grundlage einberechnet, so dass SMS group nur geringe bauliche Änderungen vornehmen musste. Der Aggregateraum, der sich außerhalb des Gebäudes befindet, wurde in die Optik der Halle integriert.
Der komplette Umbau erfolgte innerhalb von vier Monaten parallel zum laufenden Betrieb und erforderte eine hohe Flexibilität aller Beteiligten. Mittlerweile ist die Anlage seit über einem Jahr in Betrieb und hat ihren Praxistest bestanden. „Wir sind mit der Umsetzung des Projektes und der Zuverlässigkeit der Anlage sehr zufrieden. Mit Dürr haben wir einen zuverlässigen Partner gefunden, der sich unseren Bedürfnissen angenommen hat und so die beste Lösung für unser Hallenkonzept gefunden hat.“ fasst Wolfgang Rodde, General Manager Workshop Assembly, SMS group GmbH die Umbaumaßnahme zusammen.
Dürr Industrial Products
Dürr deckt sowohl im Automobilsektor als auch in der allgemeinen Industrie die gesamte Bandbreite des Lackauftrags ab. Neben Großanlagen baut Dürr Lackierautomaten, in denen die zu lackierenden, meist kleineren Teile, auf einer Randkette gefördert werden. Zu den Kunden gehören Hersteller von Produkten aus Kunststoff, Glas, Metall und Keramik. Auch Standardkomponenten, wie Zerstäuber, Farbwechsler und Dosiersysteme sowie Steuerungen sind Teil des Portfolios. Diese können als einzelne Produkte oder standardisierte Pakete erworben werden.
Verstärkt durch den Kauf der Spezialunternehmen Bersch & Fratscher (Deutschland) und EST+ (Tschechien) ist Dürr gut aufgestellt, um sämtlichen Kundenwünschen zu entsprechen.
Bei vielen Lackierprozessen kommen lösemittelhaltige Lacke zum Einsatz. Wenn beim Lackieren Lösemittelemission von über fünf Tonnen pro Jahr entstehen, ist eine entsprechende Abluftreinigung gesetzlich vorgeschrieben. Auch für diese Aufgabenstellung bietet Dürr eigene Lösungen an. Durch das standardisierte, energieeffiziente Abluftreinigungssystem lassen sich die Vorgaben mit vergleichsweise geringen Betriebs- und Investitionskosten erreichen.