Ausgezeichnet
18.03.2021
Ein Technologieunternehmen muss sich immer wieder neu erfinden. Für die Beschäftigten des Dürr-Konzerns gehört es deshalb zum Alltag, zukunftsweisende Ideen zu entwickeln. Das Unternehmen ermutigt sie dazu – zum Beispiel mit dem Heinz Dürr Award. Seit 2001 wird der Preis jährlich in verschiedenen Kategorien vergeben.
Er ist mit jeweils 7.500 Euro dotiert und zeichnet herausragende Leistungen im ganzen Konzern aus. Im Mittelpunkt stehen technische Innovationen, aber auch Ideen zu Arbeitsorganisation und Nachhaltigkeit.
Die Preise überreicht traditionell der Schirmherr und Ehrenvorsitzende des Aufsichtsrats, Dr.-Ing. E. h. Heinz Dürr. Für ihn ist die Auszeichnung wichtiger Teil der Innovationskultur des Konzerns. Hier eine Auswahl interessanter Projekte, für die der begehrte Preis jüngst verliehen wurde.
The Winners Are
Die preisgekrönten Ideen des Heinz Dürr Awards zeugen vom Innovations- und Unternehmergeist an den Standorten des Konzerns weltweit. Die große Bedeutung des Awards im Unternehmen spiegelt eine Kultur, die tief geprägt ist von Leidenschaft für effiziente und technisch hervorragende Lösungen.
Durchleuchtet
Möbelfabriken nutzen unterschiedliche Maschinen. Folge: Wenn die Produktion stockt, ist nicht sofort klar, wo die Ursache liegt. Hier setzt ein Projekt an, das ein Team der HOMAG Group umgesetzt hat. → Sensoren an jeder Maschine sammeln Produktionsdaten. Mit diesen Informationen lassen sich alle Abläufe von der Rohstofflieferung bis zum Versand durchleuchten – und einfach optimieren.
Punktgenau
Den Effekt kennt jeder: Lack aus der Sprühdose trifft nicht nur den gewünschten Bereich, sondern geht auch daneben. Das ist lästig und Lack wird verschwendet. Ein Team von Dürr entwickelte deshalb das Lackierrobotersystem → EcoPaintJet: Ein Applikator mit einer filigran gearbeiteten Düsenplatte arbeitet so genau, dass auch kleinste Lacktröpfchen genau dort landen, wo sie es sollen. Das spart Material und erlaubt beispielsweise den Auftrag von Kontraststreifen ohne vorheriges Abkleben der übrigen Karosserieteile.
Entzündet
GEWINNER IN DER NEU GESCHAFFENEN KATEGORIE NACHHALTIGKEIT
Die Hauptursache des Klimawandels sind Treibhausgase – dazu gehören Methan und Kohlendioxid. Beide Substanzen entstehen auch auf Deponien. In Schweden sind Mülldeponien für 2 Prozent des landesweiten Treibhausgasausstoßes verantwortlich. Die Deponiebetreiber verbrennen deshalb die Abgase in Reinigungsanlagen und speisen auf diese Weise Fernwärmenetze. Das Verfahren kommt aber an seine Grenzen, da der Anteil organischer Abfälle abnimmt. Dadurch ist der Methangehalt nicht mehr hoch genug, um eine Flamme zu entzünden und die Verbrennung in Gang zu setzen. Folge: Die Betreiber müssen fossile Brennstoffe zusetzen – was ineffizient und umweltschädlich ist.
Für den schwedischen Kunden Gotland Energy (GEAB) entwickelte Dürr Megtec deshalb eine Anlage nach dem Prinzip der Regenerativen Thermischen Oxidation (RTO). Die Zündung erfolgt hier mit einer strombetriebenen Heizspirale. Dadurch braucht die Anlage weniger Methan, kann aber dennoch zünden und die Abgase verbrennen. Die so erzeugte Wärme reiche aus, um 100 Einfamilienhäuser das ganze Jahr zu beheizen, erläutert Lisa Larsson, Abfallingenieurin bei GEAB. „Die Einnahmen daraus decken sogar die Betriebskosten der Anlage.“ Neben Schweden suchen viele Länder nach Wegen, Deponiegas nachhaltig zu nutzen. Für sie könnte die Innovation von Dürr die Lösung sein.
Belichtet
Vereinfacht
Abgedreht
Qualität steht für Autohersteller ganz oben – besonders, wenn es um den Lack geht. Die Güte der Farbschicht zu kontrollieren, kostet aber Zeit. Ein Team von Dürr entwickelte deshalb den Lichttunnel → EcoReflect. Kleinste Fehler in der Oberfläche lassen sich damit schneller und besser erkennen. Pluspunkt: Die verwendete LED-Technologie benötigt weniger als die Hälfte des Stroms, den herkömmliche Leuchtstoffröhren verbrauchen.
Trockenöfen für Lackieranlagen sind so groß wie mehrere aneinandergereihte Garagen und haben ein gewaltiges Gewicht. Ihre individuelle Fertigung verursachte viel Handarbeit und war damit sehr zeitaufwendig. Ein Problem, das die Mitglieder eines internationalen Dürr-Teams gelöst haben: Sie überarbeiteten den Prozess hin zur teilautomatisierten Fließfertigung kompakter und standardisierter Module. Das vereinfacht die Produktion und senkt die Kosten deutlich.
In Schleuderständen testen Techniker die Belastungsgrenze von Rotoren – mit bis zu 240.000 Umdrehungen pro Minute. Dabei treten naturgemäß Verformungen auf, die allerdings innerhalb definierter Grenzen bleiben müssen. Entwickler von Schenck RoTec haben die Schleuderstände noch weiterentwickelt: Ein Messsystem erfasst nun sogar die Aufweitung der Rotoroberfläche während des Schleudervorgangs. Mit den gewonnenen Erkenntnissen lässt sich die Konstruktion von Antrieben verbessern, beispielsweise für Elektrofahrzeuge.
Drei Fragen an Dr. Ing. e. h. Heinz Dürr
Herr Dr. Dürr, was bedeutet Innovation für Sie?
Unternehmen haben die Aufgabe, Produkte herzustellen, die die Gesellschaft braucht. Daran muss sich Innovation ausrichten. Technisch ist vieles möglich, aber nicht alles ist relevant. Ein guter Produktentwickler studiert daher als Erstes die Anforderungen des Kunden. Bei Dürr hat praxisorientierte Innovation seit jeher hohen Stellenwert. Das sichert unsere Marktführerschaft ab. Grundlegende Innovationen in unseren Märkten, also Automobilindustrie und Möbelproduktion, müssen von uns kommen und nicht von den Wettbewerbern.
Vor 20 Jahren haben Sie den Heinz Dürr Award ins Leben gerufen. Warum?
Innovation geht nicht per Knopfdruck und kann auch nicht verordnet werden. Man braucht Mitarbeiter mit guten Ideen. Und diese Mitarbeiter muss man fördern und unterstützen. Dazu soll der Award beitragen.
Bis heute vergeben Sie die Auszeichnungen persönlich. Was macht die Mitarbeiter aus, die ihn erhalten?
Man muss im Berufsleben immer neugierig bleiben und auch mal etwas Ungewöhnliches ausprobieren. Die Bereitschaft dazu spüre ich, wenn ich mit den Preisträgern spreche. Das sind Leute, die abends beim Ausstempeln nicht mit dem Nachdenken aufhören, sondern ihr Produkt immer besser machen wollen.