Bietigheim-Bissingen, 6. November 2019 – Der Dürr-Konzern bestätigt nach den ersten neun Monaten 2019 trotz des schwierigeren Marktumfelds seine Jahresziele für Auftragseingang, Umsatz und operatives EBIT. Der Auftragseingang erhöhte sich in den ersten neun Monaten 2019 um 3,9 % auf 2.859,5 Mio. €, der Umsatz stieg um 5,1 % auf 2.874,1 Mio. €. Auch das EBIT lag mit 154,1 Mio. € leicht über dem Vorjahreswert (153,3 Mio. €, +0,5 %), im dritten Quartal erreichte es mit 58,9 Mio. € den höchsten Wert des Jahres und ein Plus von 13,6 % gegenüber dem Vorjahr. Die bisherige Geschäftsentwicklung war geprägt von Zuwächsen in der Umwelttechnik und einem stabilen Geschäft mit der Automobilindustrie. Bei HOMAG sank der Auftragseingang aus der Möbelindustrie infolge eines Nachfragerückgangs um 12,8 %. Angesichts struktureller Überkapazitäten in Deutschland leitet der Weltmarktführer für Holzbearbeitungsmaschinen ein Maßnahmenpaket zur Effizienzsteigerung ein. Es soll spätestens ab 2021 jährliche Einsparungen von 15 Mio. € erbringen und umfasst unter anderem eine Anpassung der Produktionskapazitäten in Deutschland.
Ralf W. Dieter, Vorstandsvorsitzender der Dürr AG: „Wir sind nach den ersten neun Monaten operativ auf Kurs und gehen fest davon aus, unsere operativen Jahresziele für 2019 trotz der erheblichen politischen und konjunkturellen Unsicherheiten zu erreichen. Das profitable Wachstum in der Umwelttechnik zeigt, dass der Kauf von Megtec/Universal vor einem Jahr der richtige Schritt war. Besonders im Automotive-Geschäft erwarten wir ein starkes viertes Quartal, nicht zuletzt aufgrund der Nachfrage von neuen Produzenten aus dem E-Mobility-Sektor.“
In den ersten neun Monaten verzeichnete der Konzern starke Bestellzuwächse in Amerika (+62 %). Im dritten Quartal gingen dort zwei große Aufträge über die Lieferung von Lackiertechnik für Elektroautos ein. Die Bestellungen in China unterschritten den Vorjahreswert in den ersten neun Monaten um 13 %, dürften im Schlussquartal aber anziehen.
Das Umwelttechnikgeschäft der Division Clean Technology Systems konnte weltweit kräftig zulegen. Dass sich der Auftragseingang in diesem Bereich mehr als verdoppelte (+118,6 %), lag an der Übernahme der Megtec/Universal-Gruppe im Oktober 2018 und am steigenden Bedarf an Abluftreinigungsanlagen für saubere Produktionsprozesse. Die Division Paint and Final Assembly Systems (Lackier- und Endmontagesysteme) meldete Bestellzuwächse von 8,7 %. Bei Measuring and Process Systems (Auswucht-, Prüf- und Befülltechnik) stieg der Auftragseingang um 7,3 %, obwohl das Geschäft mit Auswuchttechnik für Komponenten für Verbrennungsmotoren rückläufig war. Insgesamt entfällt im Dürr-Konzern jedoch nur 1 % des Umsatzes auf Produktionstechnik für Verbrennungsmotoren. Das Service-Geschäft des Konzerns setzte seinen Wachstumskurs fort und erreichte bei einem Plus von 12,0 % einen Anteil von 28,3 % am Gesamtumsatz (Vorjahr: 26,6 %).
Das EBIT für die ersten neun Monate 2019 (154,1 Mio. €) enthielt Sondereffekte von
-17,4 Mio. €, die vor allem aus der Kaufpreisallokation für Unternehmenskäufe in den Vorjahren resultierten. Im Vergleichszeitraum 2018 hatten die Sondereffekte aufgrund der Einstellung des Mikrogasturbinengeschäfts -28,6 Mio. € betragen. Die EBIT-Marge für die ersten neun Monate 2019 betrug 5,4 % (Vorjahr: 5,6 %), im dritten Quartal verbesserte sie sich auf 5,9 % (Vorjahr: 5,3 %). Vor Sondereffekten erzielte der Dürr-Konzern in den ersten neun Monaten ein EBIT von 171,5 Mio. € und eine EBIT-Marge von 6,0 % (Vorjahr: 181,9 Mio. € und 6,7 %). Das Ergebnis nach Steuern lag mit 102,1 Mio. € in etwa auf dem Niveau des Vorjahres (103,5 Mio. €). Im dritten Quartal erreichte es 38,4 Mio. € und lag damit 8,8 % über dem Vorjahreswert (35,3 Mio. €). Der starke Anstieg der Investitionen auf 76,8 Mio. € (+48,2 %) resultierte vor allem aus der Erstanwendung des neuen Leasing-Bilanzierungsstandards IFRS 16.
Der operative Cashflow entwickelte sich im dritten Quartal gut und fiel mit 51,6 Mio. € deutlich höher aus als im Vorjahreszeitraum (28,0 Mio. €). Für die ersten neun Monate ergab sich ein operativer Cashflow von -61,3 Mio. €, im Gesamtjahr wird jedoch ein positiver Wert erwartet. Finanzvorstand Carlo Crosetto: „Wir wollen die Cashflow-Entwicklung im vierten Quartal weiter beschleunigen und erwarten für 2019 aus heutiger Sicht einen positiven operativen Cashflow zwischen 50 und 100 Mio. €. Die Grundlage dafür sind höhere Zahlungseingänge, insbesondere im Automotive-Geschäft, und der Abbau von Vorräten.“
Zum 30. September 2019 beschäftigte der Dürr-Konzern 16.534 Mitarbeiter. Seit Anfang 2019 vergrößerte sich die Belegschaft um 1,4 % und damit unterproportional zum Umsatzwachstum (+5,1 %). In Deutschland sind 8.273 Mitarbeiter angestellt, das entspricht der Hälfte der Belegschaft.
Maßnahmen zur Effizienzsteigerung bei HOMAG
Die HOMAG Group intensiviert ihren Optimierungskurs, um ihre Ziel-EBIT-Marge von 8 bis 10 % mittelfristig zu erreichen. Mit einem Maßnahmenpaket zur Effizienzsteigerung und Strukturanpassung sollen bis spätestens 2021 jährliche Einsparungen von 15 Mio. € erzielt werden. Der damit verbundene Einmalaufwand beträgt 40 Mio. €, davon werden 37 Mio. € im Jahr 2019 anfallen. Kernpunkt ist eine Reduzierung der Produktionskapazitäten in Deutschland. Im Zuge dessen wird HOMAG die Produktion am Standort Hemmoor (Niedersachsen) stilllegen. Die dort hergestellten Produkte für die Automatisierung der Möbelfertigung werden zukünftig von anderen Werken in Deutschland und Polen übernommen. Weitere Maßnahmen zum Abbau von Doppelstrukturen bei HOMAG sind die Zusammenlegung der Geschäftsfelder Automation und Systems (Projektgeschäft) und die Zentralisierung der Ersatzteillogistik in Deutschland.
Durch die Stilllegung der Produktion werden in Hemmoor rund 150 von 200 Stellen entfallen. Insgesamt sollen bei HOMAG bis 2020 rund 350 von deutschlandweit 4.100 Stellen entfallen. Für die Mitarbeiter in Hemmoor soll eine Transfergesellschaft zur Weiterqualifizierung eingerichtet werden. Zudem sind im Rahmen des Maßnahmenpakets Vorruhestandsregelungen und die Nichtbesetzung freiwerdender Stellen geplant. „Die Strukturanpassungen in Deutschland sind unausweichlich. HOMAG hat einerseits strukturelle Überkapazitäten im Inland, andererseits müssen wir die Belegschaft in wachsenden Auslandsmärkten vergrößern, um dort leistungsfähig zu sein“, sagte Pekka Paasivaara, Vorstandsvorsitzender der HOMAG Group AG und Vorstandsmitglied der Dürr AG. „Die Auswirkungen auf die betroffenen Mitarbeiter wollen wir in Abstimmung mit den Arbeitnehmervertretern so sozialverträglich wie möglich halten.“
In den Vorjahren konnte HOMAG die inländischen Kapazitäten voll auslasten, da die Nachfrage aus der Möbelindustrie außerordentlich stark war. Derzeit verzeichnet HOMAG jedoch eine geringere Nachfrage, die auch für 2020 erwartet wird. Weltweit beschäftigt HOMAG 6.615 Mitarbeiter. 63 % der Belegschaft entfallen auf Deutschland, während HOMAG 80 % des Umsatzes im Ausland erwirtschaftet.
Ausblick Dürr-Konzern
Neben dem Sonderaufwand für das Maßnahmenpaket bei HOMAG fallen 2019 im Dürr-Konzern weitere 6 Mio. € für eine außerordentliche Wertberichtigung im Zusammenhang mit einer laufenden Rechtsstreitigkeit an. Die Prognose des Dürr-Konzerns für die operative EBIT-Marge vor Sondereffekten im Jahr 2019 bleibt mit 6,0 bis 6,5 % unverändert und erscheint gut erreichbar. Auch die ebenfalls unveränderten Konzernprognosen für Auftragseingang (3,8 bis 4,1 Mrd. €) und Umsatz (3,9 bis 4,1 Mrd. €) wird der Konzern voraussichtlich erreichen.
Infolge der aus den HOMAG-Maßnahmen und der Wertberichtigung resultierenden Einmalaufwendungen wird die Prognose für das EBIT nach Sondereffekten für 2019 angepasst. Statt der bisher prognostizierten EBIT-Marge von 5,5 bis 6,0 % wird nun eine Bandbreite von 4,4 bis 4,9 % erwartet. Das Ergebnis nach Steuern dürfte 115 bis 130 Mio. € erreichen, nachdem bisher 145 bis 160 Mio. € geplant waren.