Anders als bei konventionellen Rollprüfständen ermöglicht der x-road curve das freie Fahren mit Lenkbewegungen zur Kurvenfahrt. Lasermesstechnik erfasst den Lenkwinkel der Vorderachse und ein schwenkbares Rollenaggregat gleicht die Bewegungen der Vorderräder automatisch aus. So bleibt das Fahrzeug unabhängig von der Lenkradstellung auch bei hohen Geschwindigkeiten in der Mitte des Prüfstands positioniert. Im Zusammenspiel mit den von dSPACE entwickelten, virtuellen Umgebungen werden typische Verkehrssituationen simuliert, auf die die im Fahrzeug verbauten Sensoren reagieren. Auf diese Weise werden Fahrassistenzsysteme auf ihre Funktionsfähigkeit überprüft.
Wie das in der Praxis aussieht, demonstrierte Dürr Assembly Products den Verantwortlichen von KOTSA auf seinem Prüfstand in Püttlingen. Erstmals haben die Experten dafür ein beliebiges Fahrzeug von der Straße eingesetzt. Sie simulierten zwei Szenarien: Das Fahrzeug droht die Fahrbahn zu verlassen, sodass ein Lenkeingriff erforderlich ist. Ausgelöst durch ein bremsendes vorausfahrendes Fahrzeug muss eine Notbremsung erfolgen. Entsprechende realitätsnahe Verkehrssituationen wurden auf einem Monitor abgebildet. Radarsignale simulierten, passend zur Darstellung auf dem Monitor, andere Verkehrsteilnehmer.
Timo Wallscheid, Produktlinienmanager x-road bei Dürr Assembly Products, sieht die erfolgreiche Inbetriebnahme des x-road curve als großen Schritt bei der Prüfung von teil- und vollautonom fahrenden Fahrzeugen: Erstmalig wurden sicherheitsrelevante Systeme eines unpräparierten Fahrzeugs in einer simulierten Verkehrssituation auf ihre tatsächliche Reaktion geprüft. Der lenkbare Funktionsprüfstand x-road curve von Dürr und die Simulationsumgebung von dSPACE haben sich hierbei perfekt ergänzt.“
Dirk Berneck, Senior Manager Engineering Services bei dSPACE, sieht die neue Gesamtabsicherungslösung von Dürr und dSPACE als wegweisend für die Erprobung und Homologation hochautomatisierter Fahrzeuge durch technische Prüforganisationen und erläutert: „Bildgebende Sensoren wie Radar und Kamera spielen hier eine immer wichtigere Rolle. Die hochpräzise Verkehrs- und Umweltsimulation von dSPACE mit einer umfassenden Bibliothek flexibel ausführbarer Fahrsituationen ermöglicht eine effiziente Absicherung von Fahrzeug und Sensoren auf kompakten Prüfständen."
Die staatliche KOTSA ist in Korea für die PTI (Periodical Technical Inspection) verantwortlich. Der x-road curve wurde am Unternehmenssitz in Gimcheon installiert, in Betrieb genommen und Mitte März offiziell der Öffentlichkeit präsentiert. Anwesend waren u. a. Repräsentanten des koreanischen Ministeriums für Land, Infrastruktur und Transport. Zu den Gästen zählten außerdem die Hyundai Motor Company, Mercedes-Benz Korea sowie Pressevertreter und Vertreter anderer Prüforganisationen wie der deutschen KÜS (Kraftfahrzeug-Überwachungsorganisation freiberuflicher Kfz-Sachverständiger).
Sensorik und Aktorik in autonomen und halbautonomen Fahrzeugen sind sehr komplex. Zudem müssen unterschiedliche Softwareversionen kompatibel sein. Dürr Assembly Products, eine Tochter des Dürr Konzerns, rechnet deshalb damit, dass Prüfstände wie der x-road curve künftig unabdingbar sein werden, zumal der Gesetzgeber solche Tests als Nachweis der Betriebssicherheit verlangen wird.